Ungewöhnliche Spendenaufrufe

Auch im Fundraising gilt es, Ideen möglichst unique an die Zielgruppe zu bringen. Nur so sind Aufmerksamkeit und Spendenerfolg miteinander gekoppelt. Einige Organisationen gehen dabei ungewöhnliche Wege. Wir stellen einige Ideen vor.

Zahngold für Tiere?

Was im ersten Augenblick wie ein dekadentes Haustier-Gimmick klingt, ist in Wahrheit eine echte Unterstützung für Heimtiere gewesen. Und genau da liegt der Sinn von ungewöhnlichen Spendenaktionen: mit Klisches zu spielen, Aufmerksamkeit für ein Thema schaffen und dann um Spenden zu bitten. In dem Fall war es eine Zahnarztpraxis, die den Tierschutzverein Barsinghausen bat, eine Spendendose aufstellen zu dürfen. Nicht aber um Trinkgelder zu sammeln, sondern auszuwechselnde Goldkronen. Am Ende der Aktion kam Gold im Wert von 5.165 Euro zusammen. „So viel Geld hilft unserem Verein und damit den Tieren sehr“, freut sich Gabi Fauken, 2. Vorsitzende des Vereins. „Wir haben aktuell hohe Tierarztkosten und planen gerade den Umbau des alten Hundehaus. Unser Dank geht an das gesamte Praxisteam“.

Negatives in Positives verwandeln

Schimpfwörter kleiden sich zwar heute eher fremdsprachlich, sind aber trotzdem nicht erlaubt, schon gar nicht in der Schule. Der Grundschullehrer Hermann Laicher hatte deshalb vor über 60 Jahren bereits die Idee, die Erziehung mit dem guten Zweck zu verbinden. Für jedes Schimpfwort, das in der Klasse fiel, wanderten zwischen 5 bis 10 Pfennige in eine Spendendose für die Seenotretter. Dieses Vorgehen ist sozusagen ein Klassiker und sehr leicht nachzuahmen. Schimpfen für den guten Zweck? Warum nicht. Fluchen soll übrigens auch gesund sein, wie Wissenschaftler feststellten.

Lust auf eine Challenge?

Spätestes seit der ALS-Ice-Bucket-Challenge ist diese Art von Herausforderungen fest im Repertoire der Fundraiserinnen und Fundraiser. Challenges motivieren viele Menschen, sind perfekt im Peer-to-Peer-Fundraising und können auch mit den Themen der Organisation verbunden werden. Im besten Sinne gehen sie viral. Auch Wettbewerbe oder der Giving Tuesday zählen übrigens dazu. Am besten geht man mit gutem Beispiel voran, um eine solche Challenge auszulösen. So wie der Kölner Arian Reith. Der bot an, sich nach mehr als 15 Jahren das erste Mal den Bart „bis zum letzten Fussel“ abzurasieren. Allerdings nur, wenn Menschen für die Kinderonkologie der Kölner Uniklinik spenden. Ab 500 Euro sollte die Rasur starten. Das Geld war in null komma nix zusammen, was andere Freunde auch auf die Idee brachte, sich von ihrem Barthaar zu trennen. Gegen Geld natürlich. Arian und seien Freunde haben jetzt keinen Bart mehr, und die Kinderonkologie freut sich über viel Zuspruch und 2150 Euro Spenden.

Peinlich geht am besten!

Aktionen, die etwas Überwindung kosten, aber nicht allein durchgestanden werden müssen, haben ja auch was Verbindendes. So dachten sich auch die Englisch-Lehrer des Gymnasiums im Lohkamp in Marl. In den USA ist der „Ugly Christmas Sweater Day“ schon seit 2011 ein beliebter Tag, um sich modisch mal so richtig daneben zu benehmen und etwas für die gute Sache zu tun. Die amerikanischem Weihnachtspullover wären für Modezaren wohl auch ein Fall „Jogginghose“. Am Gymnasium hat sich daraus aber eine beliebte Weihnachtspendenaktion entwickelt. An den letzten Tagen vor den Weihnachtsferien kommen die Schüler mit ihren „schönsten“ Pullovern in die Schule und setzen so ein Zeichen gegen den Modewahnsinn und sammeln Spenden für eine Partnerschule in Peru. Schließlich muss der modische Fauxpax auch gewürdigt werden.

Witze im Krapfen

Wer kennt sie nicht: Gerade in der närrischen Zeit sind Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen hoch im Kurs. Warum das nicht mit einem guten Zweck verbinden? Ein Bäcker in Österreich hatte die Idee vor drei Jahren und backt keine Marmelade oder gar Senf in das Gebäck, sondern einen echten Witz auf Papier. Der kostet einen Aufpreis von einem Euro, der zugunsten eines örtlichen Krankenpflegevereins geht. Im letzten Jahr ging der „Witzkrapfen“ 1480 mal über den Ladentisch, und die Lebenshilfe Bezau konnte sich über eine Spende in selbiger Höhe freuen.

Sammeln macht glücklich

Aus wenig Geld zu machen, dafür haben die Pfarrgemeinde St. Elisabeth und die Malteser in Kassel echt ein Händchen. Schon seit Jahren sind sie die Weißblech-Dealer der Region. Tonnenweise wurden Kronkorken, „Käpsele“ oder „Bierstöpsel“ gesammelt und für die soziale Arbeit zu Geld gemacht. Sportvereine, andere Kirchgemeinden und Unternehmen sind der Sammelwut verfallen. Auch Events wie der Katholikentag wurden genutzt, und auch Gaststätten haben sich angeschlossen. Wo getrunken wird, fallen Kronkorken an. Alles in allem eine sehr gelungene Aktion von Pfarrer Stephan Krönung der die Korken auch als das „Gold des Rothenbergs“ bezeichnet und so auch das Problem mit den Kronkorken-Müll in der Landschaft löst.

Der Pfarrer schreckte aber auch nicht vor Kircheninventar zurück. Das Bistum Fulda hatte 2016 seine Liederbücher auch „Gotteslobe“ genannt, aktualisiert. Das heißt, die alten Liederbücher hatten nur noch einen ideellen Wert. Nicht für Pfarrer Krönung. Seine Gemeinde sammelte die alten Gotteslobe ein, trennte sie vom Plastikeinband und verkaufte sie als Altpapier. So bekam das Liedgut noch ein zweites Leben als Sozialgut.

Pressearbeit ist wichtig

Ganz wichtig für solche Spendenaufrufe ist die Öffentlichkeitsarbeit. Denn wenn das Thema so unique ist, dann sorgt das auch bei der schreibenden Zunft für Aufmerksamkeit. Die Presse zu informieren, kann also helfen. Manchmal kommt sie aber auch selbst darauf. So im Fall der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenkreuz am Waasen in Österreich die per Facebook dazu aufrief, „alte Autos für den guten Zweck zu spenden“. Die „Kleine Zeitung“ nahm das Thema auf und berichtete über die Spendenaktion. Die Autos wurden nämlich zu Übungszwecken gebraucht.

Manchmal reicht es aber auch, einen Altkleidercontainer aufzustellen. Allerdings muss dann auch eine unbekannte Person eine Million Dänische Kronen dort einwerfen. So geschehen in Dänemark 2011. Das wurde natürlich von den Medien aufgegriffen. Aber mehrere Millionen Kronkorken tun es eben auch.

Bildquellen

  • Ungewöhnliche Spendenaufrufe: pixabay

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