Klingelbeutel digital

Die Kollekte gilt immer noch als eine wichtige Einnahmequelle der Kirchgemeinden. In der Tradition des Almosen stehend, ist sie anonym und wird bar gespendet. Seit vielen Jahren experimentieren Kirchen aber auch mit elektronischen Zahlverfahren. Ein Überblick über die im Einsatz befindlichen Systeme.

Als 1998 die Petruskirche der evangelischen Kirche in Bernhausen (Stuttgart) erstmals Kreditkartenzahlungen als Kollekte akzeptierte, stellten sich schnell gute Erfahrungen damit ein: 20 Prozent der Einnahmen kamen nun digital. Doch durchsetzen konnte sich das nicht.

2013 sorgte dann der Pfarrer des Bonner Münster Wilfried Schumacher für Aufsehen, als er in einer diebstahlsicheren Box ein EC- und Kreditkartenlesegerät installierte. Wie im Supermarkt oder an der Tankstelle konnte nun auch in der Kirche bargeldlos mit PIN der gewünschte Spendenbetrag überwiesen werden.

Performance, Kamp Lintfort

2018 bot dann die Darlehenskasse Münster (DKM) Ihren Kunden ein „Charity Center“ an, das fest verbaut in den Kirchen, meist am Ausgang, einen Spendenbetrag per Kartenzahlung ermöglichte. Durchgesetzt hat sich das allerdings nicht. Von den fünf Geräten sind aktuell nur zwei in der Nutzung bei der Lamberti-Kirche in Münster und einem Hospizverein. Eventuell liegt das an den 50 bis 60 Euro Grundgebühr, die monatlich zu bezahlen sind. Deshalb wird das System mittlerweile auch für Spendenevents verliehen, wie Stephan Strompen, Mitarbeiter der DKM berichtet.

Hinter dem System der DKM steht die Firma Performance aus Kamp Lintfort . Sie kooperiert auch mit der Bank für Kirche und Diakonie, kurz KD Bank.

„Performance“ vertreibt aber auch selbst stationäre und transportable Systeme. Das System „digicollect“, das mit einem Stoffbeutel wie bei einer bekannten Kollekten-Sammlung versehen werden kann, kostet aktuell ab 1.188,81 Euro. Eine Spendensäule aus Edelstahl kostet 595 Euro. Das System funktioniert mit WLAN und NFC-Technik. Dazu kommen noch pauschale Kosten für die Installation und Service von fast 1.000 Euro. Für Sparkassenkunden wird eine Art Kollektenkorb „just collect“ angeboten, der eher mit Plastikcharme daherkommt, dafür aber nur einmalig 357 Euro kostet plus die bereits genannte Installationspauschale.

Digital Wolff, Berlin

Ebenfalls im Jahr 2018 brachte die Firma digital Wolff ihr System auf den Markt. Partner ist hier beispielsweise die Evangelische Bank oder die katholische Pax-Bank. Zuerst brachte die Firma den „digitalen Klingelbeutel“ und später eine Spendensäule heraus, die im Innen- aber auch im Außenbereich aufgestellt werden kann. Draußen muss eine Stromversorgung gewährleistet werden. Die digitale Verbindung ist unkritischer und erfolgt per LTE, in Innenräumen per WLAN. Durch eine Folierung können die Spendensäulen auch an das Design der Organisation angepasst werden. Geräte der Firma stehen mittlerweile im Kölner Dom, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin oder der Frauenkirche Dresden. Alles Kirchen, die auch eine hohe Touristenfrequenz haben. Zu den Kosten gibt es keine Angaben auf der Website der Firma. Seit Mitte 2022 ist es aber möglich, Geräte auch zu mieten. Die Miete beträgt zwischen 1,90 Euro bis 12 Euro pro Tag. Wobei man bei einem Tag Nutzung mit drei Tagen Nutzungsgebühr rechnen muss. Sicher fallen auch Versandkosten an.

Moodus, Amsterdam/ München

Seit 2021 ist die niederländische Firma Moodus auf dem Markt. Sie bietet kleine Geräte für Kartenzahlungen an, die zu Spendensäulen aufrüstbar sind. Die Spendensäule „Moodus Give’’ wird bereits von der Caritas, dem Franziskustreff der Bethle Stiftung, oder den Tafeln Berlin und Hamburg eingesetzt. Moodus rechnet dabei nach einem Abo-Modell ab. Die monatliche Gebühr liegt bei 34,95 Euro. Zuzüglich eimaliger Kosten für den Standfuß von 100 Euro und ein Promo-Board, das individuell gestaltet werden kann, von 50 Euro. 1,15 Prozent + 20 Cent pro Spende fallen für die Bank- und Zahlungsabwicklungskosten an.

GIVT-App, Magdeburg

Fast ohne Gerät kommt die Spenden-App Givt des Herstellers AMOS IT aus. Hier müssen die Gläubigen aber die App laden und ihre Daten für eine Lastschrift zur Verfügung stellen. Das geschieht selbstverständlich datenschutzkonform. Auch dieses System stammt aus den Niederlanden. Gespendet werden kann dann per QR-Code oder mittels eines Senders (Beacon), der im Klingelbeutel platziert ist. Die Givt Service-Gebühr beträgt 4,5 Prozent der Spende und die Transaktionsgebühr des beteiligten Zahlungsanbieters SlimPay sechs Cent pro Spende. Für den wöchentlichen Transfer der Kollekte an die Kirche fallen zusätzlich 18 Cent an. Außerdem werden einmalig 75 Euro für die Installation fällig.

Der große Vorteil aller Systeme ist zweifelsohne der Diebstahl-Schutz und der Wegfall von Bankgebühren bei der Bareinzahlung der Münzen. Außerdem bleiben die Spenderdaten anonym und werden nicht an die bespendete Organisation weitergegeben.

Wer über solche Systeme nachdenkt, sollte Folgendes prüfen:

  • Technische Voraussetzung (WLAN, Stromanschluss)
  • Nachfrage der Kollektengeberinnen und -geber
  • Mögliche Frequenz der Nutzung
  • Ausgaben für die Werbung für die digitale Kollekte Genaue Abfrage von Transaktionsgebühren und Installationskosten

Bildquellen

  • Digitaler Klingelbeutel: Evangelische Bank
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