Personalführung jetzt optimieren

Krisensituationen stellen die Arbeitswelt auf den Kopf. Wenn Arbeitsplätze gefährdet sind oder verschwinden, nehmen Angst und Stress täglich zu. Viele Mitarbeiter müssen plötzlich in Kurzarbeit oder im Home-Office arbeiten und sich mental wie technisch auf die neue Situation einstellen. In einem Gastbeitrag stellt Dr. Roland Abel, Employee Experience-Experte des Management-Unternehmens Qualtrics, praktische Tipps für die Mitarbeiterführung zusammen.

Menschen können sich anpassen, haben dabei aber mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Für Arbeitgeber kommt es jetzt darauf an, ihre Angestellten zu unterstützen, damit keine Abwärtsspirale entsteht. Sonst leidet die Motivation, und die Wechselwilligkeit steigt.

Die richtigen Fragen stellen und Feedback umsetzen

Eine kürzlich durchgeführte Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit in Unternehmen vor Beginn der Pandemie hat gezeigt, dass nur etwa die Hälfte der deutschen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zu den Arbeitsbedingungen und dem Erleben ihrer Arbeit befragen. 66 Prozent derer, die ihrem Arbeitgeber ihr Feedback geben dürfen, sind mit ihrer Employee Experience zufrieden. Haben die Beschäftigten hingegen keine Möglichkeit, Rückmeldung zu geben, sinkt die Zahl der Zufriedenen auf 40 Prozent.

Wichtig ist: Nur fragen reicht nicht. Es müssen die richtigen Fragen sein. Nur jeder zweite deutsche Arbeitnehmer (53 Prozent) findet, dass die meisten in Mitarbeiterbefragungen gestellten Fragen für seine Arbeitssituation relevant sind. Mit der Folge, dass sie sich nicht verstanden fühlen. Außerdem sollten Sie auf die Antworten aktiv reagieren und konkrete Maßnahmen starten. Setzen Sie das Feedback nicht in eine verbesserte Employee Experience um, ist es doppelt so wahrscheinlich, dass Mitarbeiter innerhalb von zwei Jahren aus dem Unternehmen oder der Organisation ausscheiden.

Mitarbeiterführung heißt: Echtes Interesse zeigen

Der entscheidende Faktor in der Mitarbeiterführung ist glaubwürdiges, echtes Interesse an der Meinung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Genau hieran sollten Sie als Arbeitgeber anknüpfen. Jetzt mehr denn je: Als Führungskraft tragen Sie in Krisen eine größere Verantwortung als sonst, und die persönliche Verbindung zu den Mitarbeitern wird stärker. Das, was Sie sagen und fragen, ist wichtig für viele Menschen. Intensivieren Sie deshalb den Dialog mit Ihrem Personal. Mitarbeiter, die um ihr Feedback gebeten werden, sind wesentlich engagierter als Mitarbeiter, die nicht befragt werden. Außerdem möchten Angestellte gerade in schwierigen Zeiten Rückmeldung geben. Beginnen Sie mit essenziellen Fragen: Was macht Ihnen zu schaffen? Haben Sie, was Sie brauchen? Wie können wir helfen, erfolgreich zu sein?

Aber denken Sie daran: Die Situation und die daraus resultierenden Folgen werden für jedes Land, jede Region unterschiedlich sein und wahrscheinlich jede Woche anders. Achten Sie auf Ihre Fragen, diese können von Organisation zu Organisation und von Job zu Job variieren. Für jeden Menschen gestaltet sich eine Krise anders: Viele arbeiten zum ersten Mal zu Hause und müssen sich auch noch um die Kinder und den Haushalt kümmern. Viele fürchten, dass ihre Arbeit deshalb nicht gut genug ist.

Technikfrust vermeiden

Viele Angestellte arbeiten im Büro zwar am PC, sind es aber nicht gewohnt, sich selbstständig in neue Techniken einzuarbeiten. Hierzu gehören digitale Kommunikations- und Sharing-Plattformen, um im Team virtuell Inhalte auszutauschen oder sich per Video zu unterhalten. Viele sind im Umgang mit neuen IT-Systemen überfordert oder frustriert und melden sich nicht bei den Ansprechpartnern für technische Hilfe, da dieser oft weitere Fragen aufwirft oder lange für eine Antwort braucht. Dies trübt die Stimmung der Angestellten. Beansprucht ein Mitarbeiter beispielsweise den IT-Support, sollte er danach um sein Feedback gebeten werden. Die Antworten sollten dem jeweiligen Supporter-Agenten direkt mitgeteilt werden, damit dieser sofort reagieren und seinen Support verbessern kann.

Kommunizieren Sie!

Es gibt zudem Themen, die Firmen und Organisationen trotz Krise nicht vernachlässigen und im persönlichen Gespräch per Telefon oder Videocall oder per Mitarbeiterumfrage erfassen können:

  • Der Kundenfokus darf nicht verloren gehen. Hören Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im direkten Kundenkontakt stehen, in dieser Zeit besonders zu?
  • Bieten Sie sowohl „Always-on-Formate“, wie zum Beispiel einen digitalen Kummerkasten an, als auch die Möglichkeit zur gegenseitigen Wertschätzung unter den Mitarbeitern an, zum Beispiel durch digitales Lob.
  • Auch digitale Mitarbeiterführung heißt das Arbeitspensum gut einzuschätzen: Übersehen Sie nicht die Mitarbeiter, die zu viel arbeiten – Pausen müssen sein!
  • Die psychische Gefährdung verändert sich enorm – bleiben Sie nah dran und vermeiden Sie das Risiko einer mentalen Überlastung.
  • Behalten Sie im Auge, ob sich Ihre Mitarbeiter auf sinnvolle Aufgaben konzentrieren, auch zur Vorbereitung auf die Zeiten nach der Krise. Oder flüchten sich die meisten in Aktionismus?

Damit viel Erfolg bei der digitalen Mitarbeiterführung.

Porträt Roland Abel

Dr. Roland Abel ist Head of Growth & Strategy – Employee Experience (EX) DACH von Qualtrics und unterstützt Qualtrics-Kunden bei der Erhebung von Experience-Daten. Er blickt auf über zwölf Jahre Erfahrung im Bereich Employee Experience zurück. Zuvor promovierte er in Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Mit Qualtrics „Remote Work Pulse“ können Organisationen täglich und wöchentlich den Puls ihrer Mitarbeiter fühlen.
Der Service ist kostenfrei: www.qualtrics.com/de/wir-helfen

Bildquellen

  • Porträt Roland Abel: Privat
  • Home-Office: Qualtrics

Ein Kommentar zu „Personalführung jetzt optimieren

  • 7. Mai 2020 um 18:33
    Permalink

    Das ist ein hilfreicher Artikel und fasst gut die vielseitigen Herausforderungen und Chancen zusammen.
    Danke und beste Wünsche
    Stephanie Neumann

Kommentare sind geschlossen.

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