Spendendose mal anders

Schon seit 2007 gibt es in Bremen die wohl ungewöhnlichste Spendendose Deutschlands. Sie kräht, mauzt und bellt, wenn Geld eingeworfen wird, und der Erlös kommt den Bremern zu Gute. Der Standort der Dose ist aber recht ungewöhnlich.

Wenn man über den Bremer Marktplatz schlendert und an der nördlichen Ecke der Bremer Bürgerschaft steht, kann einen schon mal ein Hahnenschrei erschrecken. Die Bremer Stadtmusikanten sind nämlich auferstanden und sammeln Geld für den guten Zweck. Denn wenn Esel, Hund, Katze und Hahn rufen, dann hat jemand eine Münze in Deutschlands ungewöhnlichste Spendendose geworfen – einen im Marktplatz eingelassenen Gullydeckel, das sogenannte Bremer Loch.

Wer persönlich auf die Idee kam, ist nicht mehr bekannt. Das Bremer Loch hat sich aber in den vergangenen 16 Jahren zu einer Touristenattraktion entwickelt. Bei jedem Münzwurf löst eine eingebaute Photozelle das Abspielen einer Aufnahme der tierischen „Würdenträger“ Bremens aus.

Hinter der Spendensammlung steht der Verein Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe (WKB) der freien Stadt Bremen. Ein Dachverband von Wohlfahrtsorganisationen in der Hansestadt. Deren Namensgeber war von 1928 bis 1932 Senator für Wohlfahrtswesen in Bremen und von 1945 bis 1965 Bremer Bürgermeister. Der „Spendengully“ wurde am 27. Juli 2007 eingeweiht. Seitdem spielte er schon über 247.000 Euro für die Wohlfahrtsverbände ein. Die Inschrift auf dem Deckel beinhaltet auch einen klaren Call-to-Action: „KREIH NICH, JAUL NICH, KNURR NICH, SEGG I AA, DOH WAT RIN IN’T BREMER LOCH“ (Kräh‘ nicht, jaule nicht, knurre nicht, sage I-aa, tu was rein ins Bremer Loch).

2023 war das absolute Rekordjahr. Als Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff den Deckel im Mai 2023 anhob und die letzte Sammlung ausgehoben wurde, waren seit Mai 2022 ganze 24.259,97 Euro eingegangen. Der Erlös geht dieses Jahr an das Projekt der Bahnhofsmission der Caritas in Bremen. „Das Bremer Loch ist und bleibt eine Institution in Bremen, um das uns wohl so manch andere Stadt beneidet. Dass auch in diesem Jahr so viele Spenden zusammengekommen sind, liegt nicht nur an unserem stimmfreudigen tierischen Quartett, sondern auch an der tatkräftigen Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer.“

Diese Helfer sind auch dringend nötig, denn das Loch muss recht häufig kontrolliert und geleert werden. Außerdem ist selbst eine so schwergewichtige Spendendose nicht vor Dieben sicher. Wenige Wochen nach seiner Wartung und technischen Überholung 2019 versuchten Unbekannte den Schatz zu heben. Was ihnen nicht gelang, aber die Technik erheblich beschädigte. „Es ist sinnlos, diese Spendenvorrichtung aufzubrechen, denn die Spenden der Bremer und Bremerinnen und der Touristen werden in kurzen Zeitabständen regelmäßig entnommen, sodass sich dort keine nennenswerten Geldbeträge ergaunern lassen“, kommentierte Sylvia Gerking, Geschäftsführerin der WKB den Vorfall.

Dürftigstes Spendenjahr war übrigens 2019/20, als durch die Corona-Pandemie deutlich weniger Laufkundschaft unterwegs war. Mittlerweile findet sich das Bremer Loch in diversen Reiseführern und wird auf Reiseportalen sogar als Sehenswürdigkeit empfohlen. Kurzum: eine gelungene Spenden-Idee.

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch auf ungewöhnliche Spendendosen während Ihres Urlaubs aufmerksam werden, dann schicken Sie uns gerne Bilder an die Redaktion des ngo-dialogs!

Bildquellen

  • Bremer Loch: Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe
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