„Vermögen ist kein persönlicher Luxus“

Vermögende Menschen rücken immer stärker in den Fokus von Non-Profit-Organisationen. Wir sprachen mit dem Philanthropie-Experten Andreas Schiemenz über Geld und Haltung, Gespräche mit Vermögenden und die Plattform Neues Stiften.

ngo-Dialog: Was ist ein Sinngeber?

Andreas Schiemenz: SINNGEBER ist eine gemeinnützige Initiative, die Vermögende motivieren, begleiten und unterstützt, sich gesellschaftlich zu engagieren. Wir sind davon überzeugt, dass mehr finanzielles Engagement möglich ist.

Sie sagen, Philanthropie sei eine Haltung. Müssen vermögende Menschen erst davon überzeugt werden diese Haltung einzunehmen?

Viele vermögende Menschen haben eine klare Haltung zu ihrer Verantwortung gegenüber dem Vermögen. Das macht sich in Aussagen bemerkbar wie: „Das Vermögen ist nicht für unseren persönlichen Luxus gedacht.“ Die gesellschaftliche Verantwortung ist bei philanthropisch engagierten Menschen hoch, nicht nur in der jungen Generation sondern über alle Altersstufen hinweg.

Oftmals fällt es Großspenderinnen und Großspendern nicht leicht, eine Entscheidung für eine Spende zu treffen. Wie hilft Sinngeber an dieser Stelle?

Für viele Gebende ist es wichtig zu definieren, in welcher Art und Weise und mit welchen Schwerpunkten das Engagement erfolgen soll. Wir helfen hier, die individuelle Form des Gebens herauszuarbeiten und unterstützen auch dabei, die richtigen Projekte zu finden. Unser Mandat liegt darin, dass wir die Erwartungen der Gebenden kennen und dabei helfen, diese zu erfüllen. Denn nur so können Großspenderinnen und Großspender mit ihrer Spende zufrieden sein.

Wie sollte man in ein Gespräch mit einer vermögenden Person aus Ihrer Sicht gehen?

Auf jeden Fall gut vorbereitet mit einem strukturierenden Plan. In den Gesprächen ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen und gut zuzuhören. Es geht im Gespräch nicht um die Organisation, sondern es geht um die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner.

Was sollte man vorab über die Person wissen?

Weniger ist aus meiner Sicht mehr. Wir lernen die Menschen nicht über Recherchen kennen, sondern nur im persönlichen Gespräch. Daher sollten wir mit den Grundinformationen vertraut sein. Aber wir müssen nichts über Hobbies oder persönliche Details wissen. Denn es geht ja nicht um einen Beitrag in der Gala, sondern um ein Spendengespräch.

Das Family Office kennt man eher als Investment-Strategie Vermögender. In welcher Form erweitern Sie hier das Portfolio?

Unsere Investmentstrategie liegt im Verschenken. Das heißt, wir verwalten Vermögen, die für philanthropisches Engagement zur Verfügung gestellt werden, damit entweder die Erträge ausgeschüttet werden oder das Vermögen verbraucht wird.

In welcher Form empfiehlt Sinngeber Non-Profit-Organisationen an vermögende Personen oder Family Offices? Was muss man dafür tun?

Wir haben mit unserem Sinngeber Giving Fund einen digitalen Giving Space in der Vorbereitung, in dem sich Organisationen mit ihren Projekten präsentieren können. Direkt empfehlen wir keine Organisationen, sondern sprechen im Einzelfall gezielt die Verantwortlichen an. Und hier würde es helfen, wenn schon beim ersten Anruf ein solides Maß an Professionalität gewährleistet ist.

Zu Sinngeber gehört auch die Plattform Neues Stiften. Was hat es damit auf sich?

Neues Stiften ist eine persönliche Initiative von mir, dem Kommunikationsexperten Jörg Schumacher und Dr. Anna Punke-Dresen. Wir wollen über diese Plattform Menschen über relevante Themen in der Zivilgesellschaft informieren. Das geschieht über die regelmäßigen Newsletter und den Podcast sowie der Rubrik „Mensch des Monats“.

Sie sind auch an der Fundraising Akademie als Referent unterwegs. Welchen Kurs empfehlen Sie aktuell?

Natürlich den Intensivkurs für Großspenden Fundraiser, den ich gemeinsam mit der Akademie entwickelt habe. Das Großartige an dem Kurs sind die Referentinnen und Referenten aus der Praxis, die die Teilnehmenden hautnah und offen in die jeweiligen Arbeitsfelder einführen. Insgesamt finde ich es ohnehin spannend, wie viele Praktikerinnen und Praktiker für die Akademie zur Verfügung stehen.

Bildquellen

  • Andreas Schiemenz, Sinngeber: Sinngeber
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