„Wir investieren in die Zukunft von jungen Menschen“

Wolfgang Mayer ist schon seit über 18 Jahren im Bildungsfundraising aktiv. Bei der Jahrestagung des Alumnivereins der Fundraising-Akademie am 14. und 15. Juni wird er über seine aktuelle Capital Campaign sprechen. Wir haben ihn schon mal vorab danach gefragt.

Was beschäftigt Sie gerade im Fundraising?

Ich bin gerade intensiv mit unserer eigenen, ambitionierten Spendenkampagne für den tollen Neubau eines naturwissenschaftlichen Zentrums am international bekannten Jesuitenkolleg St. Blasien beschäftigt, das wir gegenwärtig bauen. Da bin ich sehr fokussiert und habe alle Hände voll zu tun mit der Beziehungsarbeit zu Förderern.

Was steckt denn hinter dieser Kampagne?

Als bekannte Internatsschule haben wir ja bereits ein breites Bildungsangebot, das wir nun um einen modernen Neubau für die naturwissenschaftlichen Fächer ergänzen wollen. Im Zentrum aller Überlegungen steht die Weiterentwicklung einer optimalen Lernumgebung für Kollegianer. Und das Fundraisingvolumen ist schon eine große Herausforderung, nicht nur in der langen Kollegsgeschichte. Ich würde auch sagen, sogar im deutschen Schul- oder Bildungssektor. Das Projekt hat ein Gesamtinvestitionsvolumen von 15 Millionen, und davon wollen wir drei Millionen über Fundraising hereinholen. Neben unseren Eigenmitteln erhalten wir ansehnliche Zuschüsse vom Jesuitenorden und vom Erzbistum Freiburg sowie einen Landeszuschuss. Zudem sind trotzdem noch viele Förderer zu gewinnen, die dieses Leuchtturmprojekt unterstützen. Da signifikante Großspenden noch nicht die Tradition in der Höhe bei uns am Kolleg haben, aber auch noch nicht in Deutschland, ist das schon eine herausfordernde Aufgabe. Aber wir sind da auf einem guten Weg. Wir erleben viel Bereitschaft, das Kolleg bei diesem Zukunftsprojekt zu unterstützen und haben bereits 12 Mio. € und damit 80 % der gesamten Kosten mittels Zuschüssen und Eigenmitteln finanziert. Obwohl die Spendenkampagne erst vor wenigen Monaten Fahrt aufgenommen hat, sind schon fast eine halbe Million Spenden und weitere Zusagen gemacht worden. Ich bin weiterhin zuversichtlich bis zu Eröffnung im Herbst 2025.

Ist das eine klassische Capital Campaign? An wen richtet sich die Kampagne?

Wir wenden uns zuerst an unsere Top-Förderer, die mit dem Kolleg sehr verbunden sind. Hier zahlt sich meine jahrelange Beziehungsarbeit aus und das bestehende Vertrauen. Da ich jetzt seit über 18 Jahren in der Altschülerschaft bekannt bin, ist das natürlich ein entscheidender Erfolgsfaktor. Alumni, also die Altschüler, Altschülereltern, Freunde und Förderer des Kollegs spreche ich an, um ansehnliche Beträge einzuwerben. Darüber hinaus schauen wir nach Firmen und Stiftungen, die eine Affinität für den MINT- und Tech-Bereich haben. Für viele Player in unserer Region – oft Hidden Champions – ist die Nachwuchsgewinnung und Rekrutierung aktuell ein großes Thema. Und da sind wir mit unseren gut ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen ein attraktiver Partner.

Mit Ihrer Erfahrung: Wie hat sich denn aus Ihrer Sicht das Fundraising im Bildungsbereich in Deutschland entwickelt?

Bei den Universitäten kann ich das gegenwärtig nicht einschätzen. Aber ich sehe, dass die wirklich erfolgreichen Unis, wenn man beispielsweise nach München schaut, besonders durch personelle Kontinuität glänzen. Dort war der ehemalige langjährige Präsident ein zentraler Erfolgsgarant. Die personelle Kontinuität und das Vertrauen sind extrem wichtig für den Fundraising-Erfolg. Im Schulbereich ist Fundraising immer noch Pionierarbeit. Wir als traditionsreiches Jesuitenkolleg St. Blasien sind da schon lange unterwegs und haben durch eine jahrzehntelange Alumni-Arbeit gute Voraussetzungen für erfolgreiches Fundraising geschaffen.

Sie sehen also noch Nachholbedarf?

Bildung ist ja ein Schlüssel für die drängenden Zukunftsfragen. Ich bin immer wieder in Gesprächen beeindruckt, wie wichtig und wertvoll den Ehemaligen ihre alte Schule ist. Die Bedeutung der Schule und der ehemaligen Lehrer kann nach Jahren und Jahrzehnten unglaublich groß sein. Die Schulzeit ist eine ganz prägende und intensive Phase im Leben – eine ganz besondere Zeit. Hier entstehen Weltbilder und Weichenstellungen fürs Leben und auch Heimat! Dankbarkeit und Nostalgie für diese Zeit und diese Erinnerungen sind auch zentrale Motive für ein Giving-back im Fundraising.

Im Juni sind die Absolventen der Fundraising-Akademie im Rahmen ihrer Alumni-Tagung zu Besuch. Was verbinden Sie mit der Akademie?

Ich freue mich auf den Besuch und bin der Fundraising-Akademie für alle inspirierenden und innovativen Impulse dankbar. Ich habe von der Fundraising-Akademie viel profitiert. Ich gehöre ja auch zu einer der ersten Generationen, die an der Akademie lernten. Da ist für mich eine neue Perspektive, ein neues Feld aufgegangen, und von daher freue ich mich natürlich auch, die Kolleginnen und Kollegen hier in der Domstadt St. Blasien im wunderschönen Südschwarzwald zu begrüßen und von meinem Wissen etwas weiterzugeben.

Bildung ist ja in Deutschland immer sehr stark staatlich finanziert. Trotzdem scheint Fundraising an Fahrt aufzunehmen, woran liegt das?

Es ist zweifelsohne eine Errungenschaft, dass Bildung in Deutschland ein öffentliches Gut und für jeden zugänglich und kostenfrei ist. Gerade im Vergleich zu anderen Ländern ist das nicht selbstverständlich. Schaut man sich die öffentlichen Schulen in Deutschland an, sind wir auf einem hohen Niveau im Vergleich zu anderen Nationen. Die freien Schulen in privater Trägerschaft sind ja quasi schon von ihrer Gründungsinitiative her immer bemüht gewesen, sich auch um zusätzliche Mittel zu bemühen. Ich merke, dass dann Dynamik reinkommt, wenn die Zuschüsse zurückgehen und Investitionen in die Infrastruktur der Schulen notwendig sind.

Ist der Leidensdruck der Schulen zu groß geworden, dass sie das selbst in die Hände nehmen wollen?

Es ist natürlich lobenswert und ein Idealzustand, der Staat würde das alles auskömmlich bereitstellen. Aber wie man leider sieht, sind auch einzelne staatliche Schulen in einem erbärmlichen Gebäudezustand. Offenbar kann das der Staat allein einfach nicht mehr leisten. Die Schulen müssen neue Partner und Kooperationen suchen, die an ihren spezifischen pädagogischen Zielen langfristig interessiert sind. All das wird nicht möglich sein ohne solide finanzielle Fundierung – und eine gemeinsame Kraftanstrengung von Eltern, Schulen, Gemeinden, Verbänden und Diözesen. Eine Anmeldung zur Tagung des Alumnivereins der Fundraising-Akademie in Freiburg im Breisgau vom 14. bis 15. Juni 2024 ist über die Website https://fundraisingalumni.de/treffen/ möglich. Wer noch kein Alumni ist, kann trotzdem gegen einen höheren Beitrag teilnehmen.

Bildquellen

  • Wolfgang Stahl: Kolleg St. Blasien
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