Spendengelder erlaufen

Der Mai ist gekommen, die Spendenläufe auch. Nach der coronabedingten Auszeit wird endlich wieder gelaufen und gespendet. Es lohnt sich, einen Blick auf die verschiedenen Konzepte und Ideen zu werfen und was sich bei dem Thema getan hat. Zum Schluss gibt es noch eine Checkliste.

Viele Spendenläufe fanden in den letzten beiden Jahren nicht statt. Stattdessen entwickelten die Organisationen virtuelle Formate. Wie beispielsweise die Welthungerhilfe. Beim bereits 4. Virtuellen #ZeroHungerRun vom 12. bis 15. Mai wird es diesmal um Hilfe für die Ukraine und den Südsudan gehen. Der Clou: Es braucht keine Streckensperrung, keine Polizei und keine Getränke an der Strecke. Es braucht lediglich Menschen, die bereit sind, individuell 60 Minuten zu laufen und ihre Ergebnisse und ein Foto von der Strecke in eine Lauf-App einzutragen und sich per GPS im Handy tracken zu lassen. Fertig ist der Spendenlauf.

Spendenlauf-App für alle

Auch Jürgen Fluhr von der Indienhilfe Deutschland schrieb im Fundraising-Magazin von der Lauf-App „Held für die Welt“, die die Organisation entwickelte, um virtuelle Spendenläufe zu ermöglichen. „Wenn wir damals geahnt hätten, mit wie viel Aufwand so eine Entwicklung verbunden ist, hätten wir es vermutlich gelassen“, berichtet Sibylle Jendrowiak in dem Beitrag. Sie ist die Chefin des neuen Vereins Kinderhilfe global e.V. der die App nun vermarktet. Die Helden-App steht nämlich jetzt allen Schulen und Organisationen offen.

Doch worauf kommt es bei einem Sponsorenlauf an? Ganz einfach: Auf viele Läufer, die kreative Ideen haben, um Sponsoren pro gelaufenem Meter aufzutun. Das ist der Klassiker, wie der gerade beendete Lauf der „AWOlinos“ zeigt. Vor deren Kindergarten im bayerischen Penzberg wurde eine Strecke abgesteckt, und die konnten die Kinder und Eltern so oft laufen, wie sie mochten. Vorher wurden Sponsoren gesucht. Und ehrlich: Wer kann einem kleinen Knirps die Bitte um Unterstützung versagen, zumal der Erlös für die Unterstützung der Opfer des Krieges in der Ukraine geht? 5.800 Euro kamen so zusammen, was zeigt, dass die einfachen Konzepte immer noch gut funktionieren und dass Erziehung zu zivilgesellschaftlichem Engagement nie früh genug anfangen kann.

Spendentore sammeln noch auf dem Event

Neben dieser Variante finden sich aktuell aber noch andere Ideen. Das Prinzip des Spendenlaufs lässt sich nämlich auf alle Sportarten übertragen. Schwimmen, Reiten, Radeln oder sogar Gaming oder Bowling und ausgerechnet Skat – nicht gerade als Bewegungsspiele bekannt – bekommen als sportlicher Wettstreit um Punkte oder Kilometer mit Spendengarantie eine ganz neue Wertigkeit.

Clever ist, wer die emotionale Komponente oder auch die Müdigkeit der Sportlerinnen und Sportler zu nutzen weiß. So gab es beim diesjährigen Freiburg Marathon ein Spendentor am Platz der Alten Synagoge. Wer da durchlief spendete automatisch fünf Euro und unterstützte den Bundesverband Kinderhospiz sowie den Förderverein „Taube Kinder lernen hören“. Die höchste Einzelspende belief sich auf immerhin 805 Euro. Am Marathonwochenende kam so eine Spendensumme von insgesamt 20.708,03 Euro zusammen. Das Tolle daran: Der Marathon wurde nicht von den beiden Organisationen, sondern von der Freiburger Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH (FWTM) organisiert. Die Spendenempfänger saßen sozusagen im gemachten Nest. Zusätzlich gingen 111 Läuferinnen und Läufer als sogenannte „Socialrunner“ an den Start und unterstützten den Bundesverband Kinderhospiz mit einer Spende von jeweils 10 Euro pro Anmeldung.

Teamanmeldung und Anmeldegebühr nutzen

Große Laufevents finden sehr oft statt. Die Eventveranstalter in Deutschland haben auch so langsam begriffen, dass der gute Zweck ihre Veranstaltung aufwerten kann. In England gehören Charity-Partner schon lange zur Grundausstattung solcher Events. Aber auch nur Sportler bei offiziellen Events zu gewinnen, ihre schweißtreibende Tätigkeit mit einer Spende zu verbinden, ist auf jeden Fall eine gute Idee.

Gerade die Anmeldegebühr wird oft als Einnahmequelle übersehen. So ist es beispielsweise eine gute Idee, Firmen aufzufordern, eigene Teams mit einer höheren Anmeldegebühr an den Start und natürlich auch in einen Teamwettbewerb zu schicken. Bei den Spendenläufen des Fördervereins der Evangelischen Schule Dresden kamen so schon über 140.000 Euro zusammen.

Feuerwehrleute laufen in Montur

Ein eher ungewöhnlicher Spendenlauf ging gerade zu Ende. Die Feuerwehleute aus Neustadt an der Weinstraße hatten sich vorgenommen, von ihrem Heimatort bis zum vom Hochwasser schwer getroffenen Mayschoss im Ahrtal zu laufen. 300 Kilometer in zehn Etappen in voller Schutzausrüstung und jeder mit einem 17 Kilogramm schweren Atemschutzgerät auf dem Rücken. Am 23. April 2022 wurden die Feuerwehrleute mit viel Applaus empfangen. Die Aufmerksamkeit, welche die Läufer für die Gemeinde und das Ahrtal erreichten, ist mit Geld nicht aufzuwiegen, zeigte sich der Oberbürgermeister von Neustadt Marc Weigel stolz im Ziel. Auf ihrer Tour sammelten sie allein über 10.000 Euro für das Spendenkonto der Stadt. Insgesamt wurden in Neustadt an der Weinstraße 250.000 Euro gesammelt und nun an Mayschoss im Ahrtal übergeben. Diese Aktion zeigt, dass auch Leidensbereitschaft und außergewöhnliche Aktionen oder Themen das Spenderherz großzügig werden lassen.

Werbung enorm wichtig

Doch die beste Aktion nützt nichts, wenn sie nicht bekannt wird. Öffentlichkeitsarbeit und Werbung gehören heute genauso dazu, wie Begleitung über soziale Medien. Auch ein Medienpartner schadet nicht, auch wenn es nur die Lokalzeitung ist. Denn Medien sind auch auf Aufmerksamkeit und positive PR angewiesen. Stichwort: unternehmerische Verantwortung!

Gerade um Spender und Sponsoren zu gewinnen, ist es wichtig, schon weit im Vorfeld die Aktion bekannt zu machen und einen Countdown zu starten. Eine Website mit Spenden- und Läuferzähler sollten den aktuellen Stand wiedergeben und auch Mitmachmöglichkeiten und Tipps zur Sponsorenakquise aufzeigen. Auch ein Online-Spendenformular ist wichtig. Formularanbieter wie Bildungsspender Kentaa, betterplace, fundraisingbox oder Raisenow bieten für solche Aktionen auch individuelle Spendenformulare pro Läuferin und Läufer an.

Der Lauf ist dann der emotionale Höhepunkt für alle. Das sollte auch zelebriert werden. Die Siegerehrung gehört dazu, ob nach Altersklassen, Spendenhöhe oder gelaufenen Kilometern, ist jedem selbst überlassen. Medaillen sind Pflicht! Und wer wissen will, wie man das organisiert, dem sei die passable Checkliste von Akquisos empfohlen. Sport frei!

Bildquellen

  • Spendenlauf: Kara/AdobeStock
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