Spenden steigen im Lockdown

Gerade in Krisenzeiten wird deutlich, dass Spenden ein Ausdruck solidarischen Handelns gerade in der älteren Generation ist. Die Prognose für das Spendenjahr 2020 zeigt: Es wird ein gutes Spendenjahr. Mit großen Einbußen rechnen muss aber die Kirche.

Von Kurt Manus

Die Gesellschaft für Konsumforschung veröffentlicht im Auftrag des Deutschen Spendenrates jedes Jahr im November die Prognose für das Spendenjahr. Diese bezieht Umfrageergebnisse über das Spendenverhalten von Januar bis September 2020 mit ein. Um es kurz zu machen: 2020 wird ein richtig gutes Spendenjahr! Verantwortlich dafür ist sicher die gleichbleibend hohe Durchschnittsspende von 37 Euro pro Spendenakt. Wie immer gehen dabei Großspenden nicht in das Ergebnis ein. Insgesamt geht der Deutsche Spendenrat von gleichbleibender Spendenbereitschaft aus, verbunden mit einem Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was in absoluten Zahlen 5,2 Milliarden Euro bedeutet. Stand September ist es bereits das zweitbeste Spendenjahr seit 15 Jahren.

Ältere spenden wieder mehr

Vor allem die Generation 70+ trägt weiterhin deutlich zum Spendenaufkommen bei. In der Corona-Krise spendete sie im Durchschnitt 33 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Aber auch in den Altersgruppen 60 bis 69 und 50 bis 59 wird wieder etwas mehr gespendet als im Vorjahr. Der Gedanke der Solidarität und des Pflichtgefühls, in schweren Zeiten zusammen zu halten, ist dabei sicher ein wichtiges Motiv für die Älteren.

Wieder mehr Spenderinnen und Spender

Besonders erfreulich ist aber auch, dass es in den jüngeren Altersgruppen mehr Spenderinnen und Spender gab. Man darf gespannt sein, ob die Weihnachtsmailings im vierten und spendenwichtigsten Quartal die Neuspendergewinnung nochmals ankurbeln. Dann könnten erstmals seit fünf Jahren wieder mehr Menschen in Deutschland gespendet haben als im Vorjahr. Der Deutsche Spendenrat vermutet, dass die vielen Medienberichte über sich engagierende Organisationen zu Corona-Zeiten und die vielen Spendenaufrufe daran nicht ganz unschuldig sind.

Mehr Geld für Humanitäre Hilfe

Am stärksten profitierte die humanitäre Hilfe im Corona-Jahr. Offensichtlich hatte man hier die passenden Themen. 29 Millionen Euro mehr gingen an solche Organisationen. Insbesondere die Not- und Katastrophenhilfe profitierte davon, was typisch für Katastrophenjahre ist. Bei der nicht-humanitären Hilfe profitierten vor allem Kultureinrichtungen, aber auch mit einem deutlichen Zuwachs von 76 Millionen Euro bis September 2020 der Tierschutz. Ein deutlicher Beleg, dass kontinuierliches Bitten oder sogar eine Verstärkung der Aktivitäten zu erhöhten Spendeneinnahmen führten, auch wenn man nicht so stark auf das Corona-Thema setzen konnte.

Kirche verliert deutlich an Spenden

Deutlich nach unten ging es für die Kirche. Ihr stark von Kollekten geprägtes Fundraising war so nicht zu halten. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Anteil von 29 auf 25 Prozent. Ob sich das mit der Online-Weihnachtskollekte noch verbessert, wird man erst Anfang nächsten Jahres an den Gesamtspendenzahlen für 2020 sehen. Es ist fraglich, dass dieses Jahr proppevolle Weihnachtskirchen zugelassen werden. Interessant ist auch, dass ausgerechnet das Thema Krankheit und Behinderung sinkende Spendeneinnahmen aufweist. Offenbar konnte man hier mit Corona nicht punkten, dabei war man eigentlich sehr stark betroffen, etwa durch die Schließung von Einrichtungen und ein Besuchsverbot.

Insgesamt wird 2020 also ein gutes Spendenjahr, betrachtet man nur die Privatspender. Ob der Zuwachs in den jüngeren Altersgruppen gehalten werden kann, wird sicher auch davon abhängen ob man diese altersgerecht, also digital weiter abholen kann.

Die Durchschnittsspende steigt und der Anteil der spendenden Bevölkerung steigt leicht.
Die Durchschnittsspende steigt und der Anteil der spendenden Bevölkerung steigt leicht.
Verstärkte Spendenbereitschaft im Lockdown im Vergleich zum Vorjahr.
Verstärkte Spendenbereitschaft im Lockdown im Vergleich zum Vorjahr.
Mehr jüngere Spender in 2020 als erwartet.
Mehr jüngere Spender in 2020 als erwartet.
Spendenzwecke: Kirche verliert, Katastrophenhilfe gewinnt.
Spendenzwecke: Kirche verliert, Katastrophenhilfe gewinnt.
Tierschutz und Kultur erhalten deutlich mehr Spenden als im Vorjahr.
Tierschutz und Kultur erhalten deutlich mehr Spenden als im Vorjahr.
2020 werden steigende Spendeneinnahmen erwartet.
2020 werden steigende Spendeneinnahmen erwartet.

Bildquellen

  • Die Durchschnittsspende steigt und der Anteil der spendenden Bevölkerung steigt leicht.: Deutscher Spendenrat, GfK 2020
  • Verstärkte Spendenbereitschaft im Lockdown im Vergleich zum Vorjahr.: Deutscher Spendenrat, GfK 2020
  • Mehr jüngere Spender in 2020 als erwartet.: Deutscher Spendenrat, GfK 2020
  • Spendenzwecke: Kirche verliert, Katastrophenhilfe gewinnt.: Deutscher Spendenrat, GfK 2020
  • Tierschutz und Kultur erhalten deutlich mehr Spenden als im Vorjahr.: Deutscher Spendenrat, GfK 2020
  • 2020 werden steigende Spendeneinnahmen erwartet.: Deutscher Spendenrat, GfK 2020
  • Spende-Kirche: pxhere.com
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