Das Spendenjahr 2023
Weniger Spenden erwartet – So lautet das Fazit des Deutschen Spendenrates und der GFK. Die Prognose für 2024 liegt bei knapp fünf Milliarden Euro. Deutlich sinkend ist die Zahl der Spenderinnen und Spender auch nach dem Spendenmonitor des Deutschen Fundraisingverbandes.
Die Deutschen haben laut der „Bilanz des Helfen“ des Deutschen Spendenrates und der Gesellschaft für Konsumforschung von Januar bis September 2023 rund 3,2 Milliarden Euro gespendet. Das sind rund 600 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die diesjährigen Einnahmen entsprechen in etwa denen der Spendenjahre vor Corona. Die Einnahmen gingen vor allem in der Not- und Katastrophenhilfe zurück, die in den beiden Vorjahren wegen des Ahrtal-Hochwassers und der Ukraine-Hilfe starke Zugewinne verzeichnen konnte. Dieser Effekt lässt sich nach Angaben der Forscher häufiger nach „Katastrophenjahren“ beobachten. Die Prognose für das Gesamtjahr sieht ein Spendenvolumen von rund fünf Milliarden Euro vor.
Nur noch jeder Fünfte spendet
Rund 14 Millionen Menschen haben im Zeitraum Januar bis September 2023 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Diese Zahl ist damit im Vergleich zum gleichen Betrachtungszeitraum 2022 um zwei Millionen Menschen gesunken. Der prozentuale Anteil der Spender an der Bevölkerung sank ebenfalls um 2,8 Prozentpunkte auf insgesamt 21,3 Prozent. Während in den Jahren 2006 und 2007 noch jeder dritte Deutsche spendete, dürfte es im Jahr 2023 gerade jeder Fünfte gewesen sein. „Das ist vor dem Hintergrund der enormen Solidarität der vergangenen zwei Jahre nicht überraschend“, sagt Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats e.V. Der deutliche Rückgang bei der Zahl der Spendenden – auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2005 – ist allerdings besorgniserregend.“
Gründe nicht zu spenden
Studienleiterin Bianca Corcoran-Schliemann sieht auch in der Inflationskrise einen Grund, sich nicht mit Spenden zu engagieren. Familien mit Kindern aus der Mittelschicht würden deutlich weniger spenden. Martin Wulff hält aber positiv fest: „Unter Berücksichtigung der stärksten Teuerung seit 50 Jahren halte ich das diesjährige Spendenvolumen für bemerkenswert.“ Eine Vertrauenskrise in Non-Profit-Organisationen sah er bei der Vorstellung der Zahlen nicht.
Der Grund für Optimismus dürfte wohl sein, dass besonders die Altersgruppe der 30-39-Jjährigen ungewöhnlich deutlich zugelegte. Hier haben 215.000 Menschen mehr gespendet als 2022. Diese Altersgruppe hat auch bei der Höhe der im Jahr gespendeten Beträge von 210 Euro auf 253 Euro zugelegt. Vergleicht man dabei 2019 und 2023, so hat die Gruppe ihre Spenden von 161 Euro jährlich um 56 Prozent auf 253 Euro gesteigert. „Diese Zahl lässt darauf hoffen, dass es auch in Zukunft zahlreiche Spendende in Deutschland gibt“, sagt Martin Wulff.
Nach wie vor spendet aber die Generation 70plus am meisten. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen liegt in diesem Jahr bei 42,0 Prozent nach 41,6 Prozent 2022. Die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen verlor dagegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 738.000 Spendende.
Kirche auf absteigendem Ast
Richtig bitter ist das Spendenergebnis für die Kirchen. Im Vergleich der in diesem Jahr besonders betrachteten Kalenderjahre 2019 und 2023 fällt auf, dass der Bereich „Kirche/Religion“ seit 2019 rund 30 Prozent seiner Spendeneinnahmen verloren hat. 713 Millionen Euro waren es im Jahr 2019 und nur noch 503 Millionen Euro im Jahr 2023, jeweils im Betrachtungszeitraum Januar bis September des Jahres. Angesichts der steigenden Zahlen von Kirchenaustritten muss hier eigentlich deutlich engagierter reagiert werden, um die Bindung der Kirchenmitglieder zu erhöhen. Auch der Spendenmonitor des Deutschen Fundraisingverbandes zeigt einen Rückgang bei den Spenderinnen und Spendern, der allerdings kleiner ausfällt. Hier wird von 48,6 Prozent der Bevölkerung ausgegangen, die spendenbereit sind. Grund ist aber auch eine andere Form der Erhebung. Geschätzt wird für 2023 ein Volumen von fünfeinhalb Milliarden Euro nach 6,3 Milliarden Euro im Vorjahr.
Bildquellen
- Spendenmonitor 2023: DFRV
- Spendenmonitor Spendenhöhe: DFRV
- Spendenmonitor Spendenzwecke: DFRV
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