Der Süden Deutschlands spendet mehr

Die GfK hat im letzten Monat Ihre Spendenzahlen für das Jahr 2019 veröffentlicht. Das Spendenvolumen sank leicht um etwa drei Prozent. Dramatischer ist aber der Rückgang der Anzahl der Spenderinnen und Spender, die erstmals unter 20 Millionen fiel.

Hat die Corona-Krise einen Einfluss auf das Spendenverhalten? Diese Frage ist aktuell noch nicht zu beantworten. Auch in der Finanzkrise 2008 hieß es, dass weniger Menschen spenden werden. Doch das Spendenaufkommen blieb stabil. Nur die Stiftungsgründungen gingen etwas zurück. Fundraising-Experte Olav Bouman vermutet in seinem Podcast dazu, dass die Spenderinnen und Spender eher aus gut situierten Haushalten kommen und deshalb auch in der Krise um ihre Verantwortung wissen. „Bisher haben Krisen in den vergangenen 30 Jahren nie zu einer Verringerung der Spendenbereitschaft geführt, das mag diesmal anders sein, aber einen Beweis gibt es dafür noch nicht“, stellt er fest. Er glaubt, dass sich die Krise erst nach einer gewissen Zeit bemerkbar machen wird.

Spendenzahlen zeigen: Weniger Deutsche spenden

Die aktuellen Spendenzahlen der „Bilanz des Helfens“ der Gesellschaft für Konsumforschung und des Deutschen Spendenrates zeigen auf den ersten Blick kaum Veränderungen zu den Vorjahren. Negativ fällt auf, dass es wieder eine Million Spenderinnen und Spender weniger gibt als im Vorjahr. Dieser Trend hält an. Damit haben so wenige Menschen wie noch nie (seit Beginn der Erhebung) gespendet: Nur noch 19,5 Millionen Menschen – das sind 29,1 Prozent der Deutschen ab 10 Jahren – gaben 2019 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Herausgerechnet sind Großspenden ab 2.500 Euro im Jahr. Dr. Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats e.V., warnt: „Der Trend der letzten Jahre, dass immer weniger Menschen spenden, zeigt sich immer dramatischer. Noch halten sich die Auswirkungen auf das gesamte Spendenvolumen in geordneten Bahnen. Zukünftig ist jedoch leider mit erheblich sinkenden Volumina zu rechnen.“ Denn bereits 2019 sank das Spendenvolumen von 5,3 auf 5,1 Milliarden Euro.

Immer weniger Deutsche Spenden
Immer weniger Deutsche Spenden.

Dezember nicht so spendenstark

Maßgeblich für den Rückgang des Gesamtspendenvolumens ist ausgerechnet der bisher spendenreichste Monat Dezember. Gegenüber dem Vorjahr brachen die Spendeneinnahmen im Dezember 2019 um ganze 15 Prozent ein. Allein dieser monatliche Rückgang sorgt dafür, dass der Dezember 2019 zwei Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau liegt.

Auffällig ist auch, dass die Durchschnittsspendenhöhe fast konstant bleibt, sich die Anzahl der Spendenakte aber immer weiter erhöht. Mittlerweile spenden die Deutschen siebenmal im Jahr im Durchschnitt. Das weist auch darauf hin, dass weniger Menschen wahrscheinlich von immer mehr Organisationen um Spenden gebeten werden. Die Konkurrenz nimmt also zu, je kleiner die Zielgruppe wird.

Generation 70plus spendet am meisten

Der Anteil der Generation 70plus am Gesamtspendenvolumen stieg deutlich von 37,4 Prozent auf 40,8 Prozent. Sie ist damit die spendenfreudigste Altersgruppe. Auch der Anteil der Spender in der Altersgruppe liegt mit 49,5 Prozent weit über den anderen Altersgruppen. In der Betrachtung des durchschnittlichen Spendenvolumens pro Spender liegt diese Altersgruppe mit 344 Euro pro Spender ebenso, wenn auch knapp vor der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre (320 Euro pro Spender).

Dr. Max Mälzer warnt: „Die Altersgruppe 70+ setzt sich damit in fast jeder Analyse von den anderen Altersgruppen ab. In Anbetracht der offensichtlichen demografischen Entwicklungen ist dies ein deutlicher Fingerzeig auf die zukünftigen Spendenentwicklungen.“ Bereits jetzt ist absehbar, dass die nachwachsende Baby-Boomer-Generation andere Spendenpräferenzen hat und bereits jetzt deutlich weniger spendenaffin ist. Positiv angemerkt werden kann, dass der Anteil der Spender in der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre steigt (plus 1,5 Prozentpunkte), während der Anteil in allen anderen Altersgruppen, teils sogar deutlich (minus 4,2 Prozentpunkte in der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre) sinkt.

Süd spendet mehr als Nord und Ost

Was die spendenzahlen nicht verraten ist die regionale Verteilung. Interessant ist deshalb eine Analyse von Ulrike Gerber und Kathrin Kann vom Statistischen Bundesamt, die die Einkommenssteuerstatistik unter die Lupe nahmen und eine Grafik der Spendenregionen in Deutschland erstellten. Da diese Zahlen immer einen Nachlauf von drei Jahren haben, stammen die Daten aus dem Jahr 2015. Danach gaben im Bundesdurchschnitt 37 Prozent der Deutschen Zuwendungen in ihren Einkommenssteuererklärungen an. In den ostdeutschen Bundesländern lag dieser Anteil mit 23 Prozent deutlich niedriger als im früheren Bundesgebiet (40 Prozent). Der Anteil der steuerpflichtigen Spenderinnen und Spender war im Saarland mit 71 Prozent am höchsten. Dort wird aber mit 220 Euro im Jahr pro steuerpflichtigem Spender auch am wenigsten gespendet. Danach folgen Bayern (52 %) und Baden Württemberg (47 %).

Der Süden spendet mehr
Bayern und Baden Württemberg sind die spendenstärksten Bundesländer

Bildquellen

  • Immer weniger Deutsche Spenden: GFK, Deutscher Spendenrat Bilanz des Helfens 2020
  • Akademisches Bild-2: Statistisches Bundesamt
  • Geld gestapelt: angie-j-unsplash
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