Fundraising in Europa unter Druck

Der Nonprofit Pulse Bericht 2024 zeigt, dass Organisationen in Europa weiter vor großen Herausforderungen stehen. Durch die Krisen haben sich aber auch positive Aspekte für die Organisationskultur ergeben, und KI könnte vieles vereinfachen helfen.

Erstellt wurde der Jahresbericht zu Lage der NGO in Europa von der European Fundraising Association und dem Chartered Institute of Fundraising in Kooperation mit Salesforce. Er basiert auf einer Umfrage unter 671 Nonprofit-Mitarbeitern aus 20 europäischen Ländern. Expertenanalysen vertiefen die Einsichten und geben ein Bild über die aktuelle Lage des Dritten Sektors.

Krisenmanagement weiter angesagt

Trotz zunehmender Herausforderungen wie der steigenden Kosten durch die Inflation und weltweite Krisen, zeigen Nonprofits in Europa nach dem Bericht eine beeindruckende Resilienz und Innovationskraft. Charlotte Rydh, Präsidentin der European Fundraising Association, sieht hier besonders die Bedeutung von Zusammenarbeit: „Die steigende Kollaboration zwischen den Nonprofits ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir gemeinsam wirtschaftliche Herausforderungen überwinden können.“ Beispielhaft sei hier das neue Gemeinnützigkeitsrecht in Österreich genannt, das durch ein breites Bündnis für Gemeinnützigkeit, das an einem Strang zog, erreicht wurde.

Fundraising unter Druck

Auch im Fundraising stehen die Nonprofits in Europa vor Herausforderungen. Besonders betont wird im Bericht die steigende Nachfrage nach Dienstleistungen bei gleichzeitig sinkenden Spenden und staatlichen Unterstützungen. Das zwingt die Nonprofits, ihre Fundraising-Strategien anzupassen und nach neuen Wegen zu suchen, um Ressourcen zu mobilisieren und ihre Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. Auch der Fachkräftemangel ist ein Thema. Dabei geht es um die erhöhte Arbeitsbelastung, aber auch um Strategien, das Wohlbefinden des Teams zu unterstützen. Katie Docherty, CEO des Chartered Institute of Fundraising, hat nach der Covid-Krise festgestellt, dass die erzwungene Konzentration auf das Wohlbefinden der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der COVID-Pandemie auch zu positiven Entwicklungen geführt hat. Dieses Thema hätte jetzt sowohl für die Organisationskultur als auch für die Mitarbeiterbindung und -rekrutierung eine hohe Priorität.

Digitalisierung und KI als Hoffnungsträger

Die Digitalisierung schreitet voran, und KI wird zunehmend zu einem wichtigen Werkzeug für Nonprofits. Magid El-Amin von Catch22 erklärt dazu: „KI bietet Nonprofits die Möglichkeit, schneller zu handeln und fundierter zu entscheiden und ihre Ressourcen besser zu nutzen.“ Erste Nonprofits würden KI nutzen, um ihre Effizienz zu steigern und Spendenaktionen zu optimieren.

Angesichts der steigenden Cyber-Bedrohungen ist aber auch der Schutz von Daten und die Sicherheit der IT-Infrastrukturen essenziell. Scott Kelley vom Charities Institute Ireland weist darauf hin, dass „die stetige Schulung der Mitarbeiter in Datenschutz und Sicherheit unerlässlich ist, um sowohl die Organisation als auch die Daten ihrer Unterstützer zu schützen.“

Bedeutung von Social Media nimmt zu

Europas gemeinnützige Organisationen setzten auch 2023 verstärkt auf digitale Medien. 19 Prozent gewannen mehr Unterstützer durch soziale Medien und 17 Prozent durch Online-Events. Die beliebtesten Kanäle für Fundraising und Engagement waren soziale Medien (51 % der Befragten), Website (47 %) und E-Mail (46 %). Gleichzeitig stiegen die Peer-to-Peer-Aktivitäten, Face-to-face ist der viertbeliebteste Kanal (39 %).

Fazit: Deutsche Nonprofits können aus dem Bericht vor allem lernen, wie wichtig die Anpassung an digitale Transformationen und die Integration von KI in ihre Strategien ist. Der gezielte Einsatz von KI kann nicht nur bei der Bewältigung von wirtschaftlichen Schwierigkeiten helfen, sondern auch neue Möglichkeiten in der Spendenakquise und im Ehrenamtsmanagement eröffnen. Die verstärkte Zusammenarbeit und der Austausch innerhalb des Sektors sind weitere zentrale Punkte, die deutsche Organisationen für ihre strategische Entwicklung nutzen sollten.

Der Bericht kann hier im Detail eingesehen werden.