Warum spenden Menschen? Wege zu mehr Philanthropie.
Tag für Tag beschäftigt Fundraiser die Frage nach den Beweggründen, der treibenden Kraft, warum Menschen an gemeinnützige Organisationen und Kirchen spenden. Frauke Damerow ist in ihrer Abschlussarbeit im Kurs Stiftungsmanager*in an der Fundraising Akademie diesem Thema nachgegangen und hat die Beziehungsmuster bei der Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück analysiert. Ein Gastbeitrag.
Der Dritte Sektor in Deutschland leistet einen unentbehrlichen Beitrag für die Gesellschaft, jedoch ist dies nur mit entsprechenden Ressourcen zu bewältigen. Indes sinkt aber seit fast 20 Jahren die Anzahl der Spendenden, die Bedarfe steigen hingegen immens an. Im Jahr 2021 war zwar die Spendenbereitschaft so hoch wie noch nie mit einem Anstieg um fünf Prozent bei den Spendenden, sowie einem Spendenvolumen von 5,8 Milliarden Euro. Es muss sich aber erst noch zeigen, ob dieser Effekt von Dauer oder letztendlich überwiegend der Not- und Katastrophenhilfe geschuldet ist. Trotz dieses Rekordspendenjahres, das die „Bilanz des Helfens“ des Deutschen Spendenrates und der Gesellschaft für Konsumforschung konstatiert, haben lediglich 30,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gespendet.
Langfristige Förderung im Blick
Wie muss demzufolge der Dritte Sektor in Deutschland Fundraising betreiben, um mehr Menschen als Förderer zu gewinnen? Was muss beachtet werden, um nicht nur Spender zu akquirieren, sondern um sie langfristig zu binden und zu Partnern zu machen, um nachhaltige Förderungen zu sichern?
Auf der Suche nach diesen Antworten ist auch die Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück: Sie ist auf Menschen angewiesen, die sich langfristig als Förderer engagieren, um den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen und den damit einhergehenden gestiegenen Bedarfen gerecht zu werden. Aus diesem Grund wurden Beziehungsmuster zwischen ausgewählten Förderern und der Stiftung sowie Spendermotive betrachtet, eingeordnet und bewertet. Neben direkten telefonischen Interviews fand auch die teilnehmende Beobachtung des tatsächlichen Verhaltens Eingang in die Analyse.
Gebe-Logiken analysiert
Bei Förderern wird oftmals lediglich von Motiven gesprochen, jedoch sind die dahinterstehenden relevanten Entscheidungsprozesse viel komplexer und sollten nicht ausschließlich auf Motive reduziert werden. Aus diesem Grund wurden auf der Suche nach Antworten die sogenannten Gebe-Logiken von Kai Fischer in seinem Buch „Mission-based Fundraising – Höhere Spenden durch langfristige Beziehungen“ herangezogen: Sie zeigen zum einen auf, infolge welcher sozialen Prozesse sich ein Förderer für eine Spende an eine bestimmte Organisation entscheidet, zum anderen kann durch sie die Beziehung zwischen Förderer und Organisation spezifiziert werden.
Vorrangig von Interesse ist hierbei natürlich das Potenzial, langfristige Beziehungen aufzubauen. Aktuell besonders präsent ist die Gebe-Logik „Appelle an die Solidarität“ zum Beispiel durch die Spendenaufrufe für die Opfer des Krieges in der Ukraine, aber auch während der Corona-Pandemie sowie für die Flutopfer im vergangenen Sommer. Bei den Gebe-Logiken „Eliten-Philanthropie“ und „Mitmachen und soziale Gemeinschaft“, „Anlass-Spenden“ und „Umwandlung in Kaufakte“ bietet sich wenig bis gar kein Potenzial zur langfristigen Spenderbindung, während bei „Erwiderung bei Betroffenheit“ zwar eine Beziehung entsteht, die Dauer jedoch mit Begleichen der „Schuld“ endet. Am meistversprechenden, wenn im Fokus der Aufbau von langfristigen Beziehungen steht, um nachhaltige Förderungen zu sichern, sind die Gebe-Logiken „Werte und Normen“, „Investitionen“ und auch „Eigennützige Motive“.
Werte und Normen dominieren
Zusammenfassend kann in Hinblick auf die Analyse von Beziehungsmustern bei der Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück festgestellt werden, dass die Gebe-Logiken „Werte und Normen“ sowie „Investitionen“ dominieren. Bei den Motiven überwiegen „Schaffung von Sinn“ und der Wunsch zu gestalten, gefolgt vom „Einstehen für Werte und Normen“ und „Gemeinschaft“. Es überwiegen somit Gebe-Logiken mit Potenzial für langfristige Beziehungen zwischen Fördernden und Stiftung.
Die Anwendung der Gebe-Logiken bietet die Möglichkeit, Aufschluss über die Triebfeder des Handelns der Förderer zu gewinnen, und die Betrachtung von Beziehungsmustern erweist sich als essenziell für die effiziente Weiterentwicklung des Fundraisings. Erfolgreiches Fundraising im Sinne einer nachhaltigen, langfristigen Förderung durch Bereitstellung von Ressourcen kann nur über gelungene, langfristige und wechselseitige Beziehungen auf Augenhöhe mit Respekt füreinander gelingen. Die Fördernden müssen in den Mittelpunkt gestellt werden, und im Zentrum des Handelns sollten der Aufbau und die Pflege von Beziehungen stehen. Entsprechend lassen sich geeignete Maßnahmen für ein effizientes Fundraising ableiten, das sich auch an den Bedürfnissen der Fördernden orientiert.
Einladung in eine Gemeinschaft
Die Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück ist eine Einladung, gemeinsam Gutes zu bewirken und integriert die Fördernden auf unterschiedliche Weise. Teilhabe durch Information und Austausch ist hierbei ein wichtiges Element, wobei die Form der Kommunikation sich sehr individuell an den Bedürfnissen und Wünschen der Fördernden orientiert. Ergebnisse und Wirkung aufzuzeigen ist ebenfalls ein bedeutender Teil des Integrationsprozesses. Die Fördernden sind Teil des Erfolges bei der erfolgreichen Realisierung von Projekten und Hilfsangeboten. Frauke Damerow ist Diplom-Volkswirtin, Preisträgerin des GFFW-Förderpreises, Fundraising-Managerin (FA) sowie Stiftungsmanagerin (FA). Nach Stationen bei der Universität Osnabrück und bei den Städtischen Bühnen Osnabrück gGmbh, ist sie seit November 2018 beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. tätig. Seit Dezember 2019 als Fundraiserin für den Verband und als geschäftsführende Vorständin für die Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück. Sie ist Fundraiserin aus Leidenschaft und nicht nur hauptberuflich, sondern auch ehrenamtlich für verschiedene Vereine seit mehr als zwanzig Jahren aktiv.
Die Autorin diese Beitrags, Frauke Damerow, ist in ihrer Abschlussarbeit im Kurs Stiftungsmanager*in an der Fundraising Akademie diesem Thema nachgegangen und hat die Beziehungsmuster bei der Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück analysiert.
Bildquellen
- Frauke Damerow: Hermann Pentermann
- „Sonnenschein-Preis“-Verleihung der Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück an Ehrenamtliche aus dem Bistum.: Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück