Gutes Spendenjahr 2021

Der Deutsche Spendenmonitor, die älteste Untersuchung des deutschen Spendenmarktes, ermittelte für das Jahr 2021 positive Ergebnisse. Aber die Einstellungen der Menschen zum Thema Spenden und der Rückgang der Spendenbereitschaft in klassischen Bereichen des Dritten Sektors machen Sorgen.

Zuerst die gute Nachricht: 2021 war ein gutes Spendenjahr. Dabei berücksichtigt der aktuelle Spendenmonitor von KANTAR und dem Deutschen Fundraisingverband noch nicht einmal die spendenstarken Monate November und Dezember 2021. Allein bei der „Aktion Deutschland hilft“ gingen im Dezember acht Millionen Euro für die Hochwasserhilfe ein. Dafür sind die beiden letzten Monate des Jahres 2020 berücksichtigt. Das Hochwasser hat zweifelsohne die Spendenbereitschaft angetrieben.

Hochwasser pusht Spenden

Dies macht sich auch an Zahlen fest. Nach dem Spendenmonitor spendeten 2020 nur 21 Prozent der Befragten für die Not- und Katastrophenhilfe. Im Jahr 2021 waren es 37 Prozent. Wie schon beim Hochwasser 2002 und 2013 betrifft diese Entwicklung sowohl Ostdeutsche wie Westdeutsche. Im Westen Deutschland spendeten 39 Prozent, im Osten immerhin 30 Prozent für die Hochwasserhilfe. Im Vorjahr lagen die Werte bei 24 Prozent im Westen und gerade einmal 10 Prozent im Osten.

Zweifelsohne korreliert diese Spendenbereitschaft auch mit dem Wunsch, stärker vor der eigenen Haustür zu spenden. Der Spendenmonitor verzeichnet schon seit 2017 sinkende Spendenanteile für die Entwicklungszusammenarbeit. Im Jahr 2021 sank es auf ein Allzeittief von 11 Prozent. Damit hat sich die Spendenbereitschaft faktisch halbiert. 64 Prozent sagen, dass sie sich eher eine Spende für Nothilfe als für die Entwicklungszusammenarbeit vorstellen können. Ebenfalls deutliche Verluste mussten die Alten- und Behindertenhilfe und die Kinder- und Jugendhilfe hinnehmen. Gewinner ist neben der Nothilfe nur der Tierschutz.

Mehr Spenden 2021

Es kann nur spekuliert werden, ob sich die Spendenanteile zugunsten der Hochwasser-Nothilfe verschoben haben, oder ob die Organisationen in der Corona-Zeit generell Schwierigkeiten hatten, um Spenden zu bitten. Insgesamt ist die Spendenbereitschaft aber in Höhe und Anzahl der Spendenden gestiegen. 216 Euro gaben die befragten Personen bei KANTAR an, im Schnitt im Jahr gespendet zu haben. Damit errechnet der Spendenmonitor als Spendenvolumen 3,9 Milliarden Euro in Deutschland, was etwas über dem Vorjahr liegt. Die „Bilanz des Helfens“ der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und dem Deutschem Spendenrat, die am 3. März ihre Spendenzahlen verkünden wird, ist da bereits optimistischer und rechnet mit einer deutlicheren Steigerung von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Das erheblich gesteigerte Spendenverhalten von deutlich mehr Spendern ist ein fantastischer Beleg der Solidarität der Deutschen, auch in sehr schweren Zeiten“, zeigt sich Dr. Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats e.V. zufrieden.

Kirche verspielt Vertrauen und Spenden

In einem Langzeittief befinden sich weiterhin die Spendenanteile von Kirchen und religiösen Glaubensgemeinschaften. Nur noch 11 Prozent der Deutschen spenden für diese Organisationen. 2015 waren es noch 19 Prozent. Der aktuellen Nachrichten zum Thema synodaler Weg und die Missbrauchsdebatte lassen die Kirchen auch nicht zur Ruhe kommen.

Auch kirchliche Wohlfahrtsträger und Organisationen werden offenbar von dieser Diskussion in Mitleidenschaft gezogen. Anders lassen sich die deutlichen Worte von 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des katholischen Werks für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR nicht interpretieren. Sie fordern in einem offenen Brief an die Bischofskonferenz jetzt „tiefgreifende systemische Veränderungen“ in der katholischen Kirche in Deutschland. Für sie stehen die Glaubwürdigkeit und damit das Vertrauen der Spenderinnen und Spender auf dem Spiel. Im Brief heißt es, es erfülle die Unterzeichnenden mit großer Sorge und Zorn, dass die Kirche Strukturen und Systeme geschaffen habe und weiter aufrechterhalte, „die dazu führen, dass Menschen in Angst und mit traumatischen Erfahrungen leben müssen. Eben jene universell gültigen Menschenrechte, die für unsere Arbeit mit Partnerorganisationen weltweit so grundlegend sind, werden in vielfältiger Weise durch die römisch-katholische Kirche missachtet und verletzt. Ungerechtigkeit und Missbrauch werden durch systemische Bedingungen begünstigt. Und wir erkennen keine überzeugenden Ansätze, daran nachhaltig etwas zu ändern oder begangene Verbrechen restlos aufzuklären“.

Einstellung zum Spenden

Das Grundvertrauen in die Spendenorganisationen sinkt auch generell weiter. Auf die Frage, ob man guten Willen zeigen und spenden sollte, selbst wenn man nicht immer sicher sein kann, ob das Geld auch richtig verwendet wird, antworten nur noch 42 Prozent mit ja, sechs Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Die Debatte um zu spät eingesetzte Flutspendengelder dürfte hier zu weiterer Skepsis beitragen, auch wenn die Organisationen dafür nichts können. Interessant ist der Vergleich der Einstellung zum Spenden von Nichtspenderinnen und -spendern zu spendenden Personen. Verwaltungskosten finden beide schwierig und bewerten sie zu fast drei Viertel unisono als zu hoch, beide Gruppen mit 71 Prozent. Nichtspenderinnen und -spender sind deutlich skeptisch, ob mit Spenden wirklich unbürokratisch geholfen werden kann und ob ein Spendensiegel etwas bringt.

Bildquellen

  • Einstellung zum Spenden: Kantar / Deutscher Spendenmonitor 2021
  • Wunderkerze: Stephanie Mccabe/unsplash
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