Fördermittel aufspüren
In Deutschland stehen gemeinnützigen Organisationen Jahr für Jahr zahlreiche Möglichkeiten offen, finanzielle Hilfen für Projekte zu erhalten. Matthias Marx beschreibt in seinem Gastbeitrag, wie Sie bei der Recherche nach Fördermitteln erfolgreich vorgehen.
Als Mitwirkender in einer gemeinnützigen Organisation kennen Sie mit Sicherheit das Problem: Sie und Ihr Team entwickeln mit Herzblut großartige Konzepte und Projektideen zum Wohl unserer Gesellschaft, aber die Umsetzung scheitert mal wieder allein am mangelnden Geld. Dabei dürfte der deutsche Fördermittelmarkt einer der größten, wenn nicht der größte der Welt sein: Schätzungsweise 50 Milliarden Euro stehen pro Jahr an Fördermitteln für gemeinnützige Projekte und Organisationen zur Verfügung. Eine offizielle Zahl gibt es dazu nicht.
Der Fördermittelmarkt und seine „Fördertöpfe“
Neben Förderungen von Stiftungen, Sozial- und Umwelt-Lotterien sowie privaten Förderfonds erfolgt ein Großteil der Finanzierung gemeinnütziger Projekte durch staatliche und suprastaatliche Förderungen – von Kommune, Land, Bund und Europäischer Union. Im Vergleich dazu wirkt das jährliche Gesamtspendenaufkommen von Privatpersonen in Höhe von geschätzten fünfeinhalb Milliarden Euro laut Deutschem Spendenrat eher gering.
Nichtsdestotrotz stellt sich regelmäßig und insbesondere für Neulinge im gemeinnützigen Sektor die Frage: Wie finde ich unter der Vielzahl an Fördermöglichkeiten die passenden für meine Projekte? Unser Tipp: Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über Ihre Projektideen und verschriftlichen Sie diese in kompakten Steckbriefen. Jeder Steckbrief sollte die wesentlichen Informationen zum Projekt enthalten – wie Projektziel, -dauer (Beginn und Ende), -ort, Zielgruppe und Kosten. Priorisieren Sie dann zwischen den Projektideen.
In die Recherche nach Fördermitteln einsteigen
Erst wenn Sie sich Klarheit verschafft haben, welches Projekt Sie als erstes, welches als zweites oder drittes umsetzen möchten, sollten Sie mit der Recherche nach Fördermitteln beginnen. Dabei kommen zahlreiche Wege wie Suchmaschinen, Fördermitteldatenbanken, Publikationen und nicht zuletzt die Internetseiten von Förderern selbst infrage. Lassen Sie jedoch keinesfalls die Fördermöglichkeiten „vor der eigenen Haustür“ außer Acht – denn immerhin 70 bis 80 Prozent der Förderer vergeben ihre Mittel ausschließlich lokal bzw. regional. Nutzen Sie außerdem Kontakte zu in Ihrer Stadt oder Gemeinde ansässigen Stiftungen, lokalen Behörden und anderen gemeinnützigen Organisationen oder verfolgen Sie aufmerksam die lokalen Medien, um von lohnenswerten Fördermöglichkeiten zu erfahren.
Sollten Sie explizit auf der Suche nach Stiftungen sein, empfiehlt sich die Nutzung der „Stiftungssuche Plus“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Hierin befinden sich knapp 30.000 Stiftungsporträts. Nach Abschluss eines Abos gewährt der Zugang diverse Filtermöglichkeiten nach Themen und Orten (Sitzen) von Stiftungen. In Teilen geben die Stiftungsporträts – je nach Auskunftsfreudigkeit der Stiftungen – auch Hinweise zur Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen.
Eine weitere empfehlenswerte Datenbank, um Fördermittel aufzuspüren, ist „Fördermittelführer Online“. Sie wird von der Agentur Förderlotse betrieben und enthält neben bekannten Förderstiftungen auch Fördermittel von (Sozial-)Lotterien, der öffentlichen Hand und sonstigen Förderfonds. Diese sind in Form von sogenannten Fördersteckbriefen übersichtlich aufbereitet und enthalten wesentliche Informationen zur einzelnen Förderung, wie Kontaktdaten des Förderers, Antragsfristen etc.
Zu den bekanntesten Publikationen, die Hinweise auf Fördermittel erhalten, zählen: „Fördermittelführer“ (inklusive eines Gutscheins für die Nutzung von Fördermittelführer online) und „Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen“. Das Fundraising-Magazin veröffentlicht regelmäßig Förderausschreibungen in seiner Rubrik Fördermittel kostenfrei.
Informationen zusammentragen und aktuell halten
Tragen Sie sämtliche Informationen in einem eigenen Fördermittelverzeichnis zusammen. Dies kann im ersten Schritt eine gut strukturierte Excel-Tabelle sein. Kategorien wie Förderschwerpunkte, Antragsfristen und Ansprechpartner gehören zwingend in diese Übersicht; optional auch Angaben zu Förderhöhen, bezuschussbaren Kostenarten und vom Förderer erwarteten Eigenmitteln des Antragstellers. Im Optimalfall sorgt ein Mitarbeiter („Fördermittelbeauftragte/r“) dafür, dass das Verzeichnis stetig erweitert und aktuell gehalten wird. So erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, länger schlummernde Projektideen endlich umzusetzen oder laufende Projekte auch nach Ende ihrer Laufzeit weiter zu finanzieren.
Unser regelmäßiges, gemeinsam mit der Fundraising Akademie ausgerichtetes Online-Seminar zum Thema „Fördermittelrecherche“ bietet einen informativen Einstieg in die Thematik. Für Organisationen, die sich mit dem Fördermittelmarkt intensiver auseinandersetzen möchten, bietet der Lehrgang „Referent*in Fördermittelmanagement“ der Fundraising Akademie einen hervorragenden Überblick.
Der Autor dieses Beitrags
Matthias Marx ist zertifizierter Fundraising-Referent (Fundraising Akademie), Projektmanager für gemeinnützige Fördergelder (Deutsche Fördermittelakademie) und Stiftungsberater und -manager (Deutsche Stiftungsakademie). Er hat er sich auf die Bereiche Fundraising und Stiftungsgründung spezialisiert. Außerdem betreut er die von gemeinnützigen Organisationen kostenfrei nutzbare Spenden-Plattform des EngagementZentrums Braunschweig.