Bilanz des Helfens: Spenden-Rekordjahr 2021

Beinahe etwas untergegangen sind die Spendenzahlen der Gesellschaft für Konsumforschung und des Deutschen Spendenrates. Hier gibt es erfreuliches zu berichten: Das beste Spendenjahr seit Beginn der Erhebung 2005 mit sieben Prozent mehr als im sehr guten Vorjahr.

Die Deutschen haben im Kalenderjahr 2021 rund 5,8 Milliarden Euro gespendet. Das ist das beste Ergebnis seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Im Vergleich zum bereits sehr guten Vorjahr stieg das Spendenniveau erneut deutlich an. Das sind Ergebnisse der GfK-Studie „Bilanz des Helfens“, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats durchgeführt wird.

Spendenvolumen steigt deutlich

Rund 20 Millionen Menschen haben 2021 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet, was 30,1 Prozent der Bevölkerung entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um fünf Prozent beziehungsweise knapp einer Million Menschen. „Der in den letzten Jahren leider deutlich erkennbare Trend des Rückzugs immer weiterer Spender ist damit in 2021 glücklicherweise gebrochen. Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren verstetigt“, freut sich Dr. Max Mälzer, Geschäftsführer Deutscher Spendenrat e.V.

Spenden-Volumen

Ob dem so ist, muss aber bezweifelt werden. Denn die Hochwasserkatastrophe und die enorme mediale Berichterstattung, verbunden mit Spendenaufrufen, haben das Spenden deutlich gepusht. Im Zeitraum der Flutkatastrophe zeigen sich deutliche Steigungsraten im Westen Deutschlands. Im Juli ein Plus von 73 Prozent, im August von 42 Prozent und im September von 27 Prozent zum Vorjahr. Auch der Anteil der Neuspender, die in den letzten eineinhalb Jahren nicht für die Not- und Katastrophenhilfe gespendet hatten, stieg in diesem Zeitraum auf 41 Prozent an. Ob diese auch bleiben und weiter spenden, ist nach den Erfahrungen vergangener Katastrophen nicht unbedingt wahrscheinlich.

Spenden-Reichweite

Der Betrag der durchschnittlichen Spende pro Spendenakt liegt 2021 gegenüber dem Vorjahr zwei Euro höher, bei 42 Euro. Häufiger gespendet wird aber nicht. Im Schnitt spenden die Deutschen siebenmal im Jahr.

Spenden wurden umgeschichtet

Dass mehr Menschen gespendet haben, war zu spüren. Offenbar haben aber auch einige ihre Spenden umgeschichtet. Das ist daran zu sehen, dass nach den außergewöhnlichen Sommermonaten die spendenstärksten Monate November und Dezember gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig sind. Die Menschen waren weniger bereit, noch einmal zu spenden.

Spenden und Pandemie

Stärkster Gewinner ist deshalb die Not- und Katastrophenhilfe, die prozentual ihren Anteil am Gesamtspendenvolumen von knapp 18 auf knapp 28 Prozent steigert, was in absoluten Zahlen einer Steigerung um fast einer halben Milliarde Euro entspricht. Nicht ungewöhnlich bei solch einer Katastrophe wie dem Hochwasser im Inland. Für andere humanitäre Zwecke wurde, mit Ausnahme der sonstigen humanitären Hilfe (längerfristige Entwicklungshilfe, Bildung, sonstige soziale Zwecke), hingegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger gespendet. Dies betrifft die Spendenzwecke „Kirche und Religion“ mit einem Minus von 138 Millionen Euro, „Kinder und Jugendhilfe“ und „Krankheit und Behinderung“. Beide verloren je 79 Millionen Euro.

Zuwächse konnten auch der Tierschutz (+ 23 Mio. Euro), Umwelt- und Naturschutz (+ 15 Mio. Euro) und Kultur- und Denkmalpflege (+ 2 Mio. Euro) verbuchen. Diese sind alle Bereiche, die aber auch vom Hochwasser betroffen waren und entsprechende Spendenkampagnen starteten, wie man auf flutspenden.de gut sehen kann. Auch der Sport, der in der Pandemie bisher als einziger Bereich stark gelitten hatte, konnte 2021 seine Spendeneinnahmen um 12 Millionen Euro steigern. Auch hier ist durchaus zu vermuten, dass dies mit Spendenaufrufen flutbetroffener Vereine zu tun hat.

Spenden nach Altersgruppen

Nach wie vor spendet die Generation 70plus am meisten, auch wenn sich ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen 2021 leicht verringerte. Dafür stieg der Anteil der Generation 60 – 69 am Gesamtspendenvolumen von 15 auf 18 Prozent.

Altersgruppen

Noch deutlicher stieg die Anzahl der Spenderinnen und Spender in den Altersgruppen 50 – 59 (+ 259 Tsd.) sowie in der Altersgruppe bis 29 Jahre (+ 508 Tsd.). Dr. Max Mälzer: „Es ist so beeindruckend wie erfreulich, dass die Anzahl der Spenderinnen und Spender sich gerade in der jungen Altersgruppe bis 29 Jahren so toll entwickelt. Es zeigt beeindruckend, dass das manchmal kolportierte Vorurteil der wenig bis nicht engagierten jungen Generation einfach nicht zutrifft. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass diese Altersgruppe schlicht nicht so viel Geld zur freien Verfügung hat, wie ältere Altersgruppen!“

Der Bericht ist hier downloadbar.

Bildquellen

  • Spenden-Volumen: GFK
  • Spenden-Reichweite: GFK
  • Spenden und Pandemie: GFK
  • Altersgruppen: GFK
  • Hände halten Geldscheine: Christian Dubovan, unsplash
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