Gegen Hatespeech schützen

Hass-Kommentare im Netz machen auch vor Menschen nicht halt, die sich für das Gute einsetzen. Dialoger auf der Straße und Social Media-Verantwortliche sind am häufigsten betroffen. Was man als Organisation tun kann, um seine Aktiven zu schützen.

Der sogenannte Hatespeech hat real und auch in der Wahrnehmung der Menschen deutlich zugenommen und weitet sich mittlerweile auf fast alle Themen gemeinnütziger Organisationen aus. In einer Forsa-Umfrage von 2023 gaben 76 Prozent der Befragten an, dass sie Hass-Kommentaren im Internet begegnet sind.

Aggressiver Ton im Netz

Bei SOS Humanity gehört Hatespeech in der Social Media-Kommunikation zum Alltag. „Als Seenotrettungsorganisation haben wir natürlich ein polarisierendes Thema, denn wir retten flüchtende Menschen aus dem Mittelmeer. Aber viele Menschen haben dazu nicht nur eine andere Meinung, sondern reagieren in aggressivem Ton oder mit rassistischen und menschenfeindlichen Kommentaren, wie dass man Menschen ertrinken lassen sollte. Und das gehört nicht einmal zu den aggressivsten, extremsten oder schlimmsten Kommentaren“, sagt Social-Media-Managerin Wanda, deren Nachname hier bewusst nicht genannt ist.

Für Betroffene von Hatespeech ist es besonders schwierig, weil der Hass viel länger im Kopf bleibt als gute Momente im Job. Judith Strieder, psychologische Beraterin bei HateAid, einer Initiative gegen Hatespeech, begründet das so: „Bei einem Hasskommentar, den man zu Hause in den Laptop tippt, wird das Gehirnareal, das für Empathie zuständig ist, einfach nicht aktiviert. Anders, als wenn man eine Person direkt vor sich sitzen hat.“ Doch für die Person, die der verbalen Gewalt ausgesetzt ist, ist das ganz anders. „Die Psyche kann nicht zwischen der analogen und der digitalen Welt unterscheiden“, so Strieder.

Mentale Blessuren

Symptome für Probleme mit dem Umgang mit solchen Extremen sind Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen bis hin zu depressiven Verstimmungen. Selbst psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen bis hin zur posttraumatischen Belastungsstörung hält die Psychologin für möglich.

Im Team verarbeiten

Eine Strategie, dem entgegenzuwirken, ist es, das als Team zu managen. Pausen sind wichtig und die Chance, auch mal etwas anderes machen zu können. Proaktives Fragen der Leitung zum Befinden und das Anbieten von Hilfestellung und gegebenenfalls sogar Supervision ist ebenfalls hilfreich. Nützlich können auch Team-Kurse sein, die darauf spezialisierte Vereine gegen Hatespeech anbieten. Durch das Teilen der Erfahrung wird die Last leichter. „Wir haben auch Regeln zum Umgang mit Hass-Kommentaren erarbeitet. Also, was wir einfach löschen und wo sich eine Counter Speech, also eine Gegenrede lohnt. Dann sind wir argumentativ und faktenbasiert, ohne persönlich anzugreifen, wie es die meisten Kommentierenden tun. Das hilft mir auch persönlich, besser damit umzugehen“, erklärt Wanda. Außerdem bietet SOS Humanity psychologische Begleitung für ihre Engagierten an.

Hatespeech im Fundraising

Für Fundraiserinnen und Fundraiser ist das Thema ebenfalls präsent, denn wenn sich Hass mit dem Thema Geld verbindet, wird es rasch unsachlich. Als Grund sehen Experten, dass im Fundraising, gerade im Internet, viele neue Zielgruppen adressiert werden. Damit bewegt man sich aus der Komfortzone der eigenen Community heraus und geht damit auch ein erweitertes Risiko ein, nicht positiv wahrgenommen zu werden. Judith Strieder empfiehlt als Schutz für Teammitglieder auch den juristischen Weg. So unterstützt HateAid dabei, eine Melderegisterauskunftssperre für die Herausgabe von Wohnadressen zu erlangen oder mit einem Privatsphäre-Check zu ermitteln, welche sensiblen Daten von Personen im Internet kursieren. So wird versucht, persönliche Angriffe zu verhindern.

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Ein Kommentar zu „Gegen Hatespeech schützen

  • 8. März 2024 um 11:48
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    Hatespeech? Das Meer kommt, das Meer geht, das ist dem Deich egal. Sei der Deich.

    In der Praxis – z. B. auf Facebook: Sachliche Gegenfragen stellen. Belege und Fachuntersuchungen/Links zu Vorwürfen einfordern. Schon hat die aggressive Gegenseite was zu tun, pöbelt ggf. noch weiter rum, ergoogelt nichts und es dauert nicht lange, da bekommt man von anderen im Netz Rückendeckung. Daher lohnt es sich manchmal, entsprechende Personen nicht gleich zu blocken und auch deren teils fragwürdige Beiträge nicht gezielt auszublenden. Mit etwas Glück gewinnt man sogar neue Follower, die den eigenen Zielen viel näher sind und die dann als Multiplikator wirken. Unter die Verwirrten treffen so außerhalb der eigenen Blase auf Gegenwind. Auch gut.

    Fazit: Aggressive Verwirrte können mit Beiträgen die Glaubwürdigkeit der NGO prompt erhöhen, wenn man entsprechend cool reagiert. Polemik etc. zwingend vermeiden, ultrasachlich handeln.

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