Baum raus – für den guten Zweck

Anfang Januar war es wieder so weit, Dutzende Helfer ziehen durch die Orte und sammeln abgeputzte Weihnachtsbäume „gegen Spende“ ein. Doch wie funktioniert dieses spezielle Abholmodell und was kommt zusammen? Unser Beitrag zeigt es.

Da steht er, der Weihnachtsbaum. Viel Freude hat er den Familien gemacht, und doch muss er jetzt raus aus der Wohnung. Umso schöner, wenn man in Tübingen wohnt. Dort gibt es bereits seit 50 Jahren eine Sammelaktion des Christlichen Vereins Junger Menschen Tübingen e.V. (CVJM). Für die Kinder- und Jugendorganisation ist das eine wichtige Einnahme-Quelle geworden, denn für jeden abgeholten Baum spenden die dankbaren Familien einen selbst gewählten Betrag. Als zum 50-jährigen Jubiläum der Aktion im Jahr 2017 mal zusammengezählt wurde, kamen unglaubliche 375.000 Euro dabei heraus. „Wir schätzen, dass mittlerweile über ein halbe Million Euro zusammengekommen sind“, erläutert Cyrill Schwarz vom CVJM Tübingen.

Der RoI stimmt

Und Schwarz, der auch Absolvent der Fundraising-Akademie ist, freut noch etwas: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis und die Beliebtheit der Aktion bei den Ehrenamtlichen. Dieses Jahr standen 90 freiwillige Helfer zur Verfügung, die an einem Tag mit 25 Fahrzeugen, meistens LKW oder Trecker mit Hänger, unterwegs waren und knapp 4.000 nadelnde Weihnachtserinnerungen aufluden und zur kostenfreien Entsorgung brachten. „Für die Verpflegung der Helferinnen und Helfer entstehen uns ungefähr 800 Euro Kosten. Außerdem müssen wir etwa neun Sammelfahrzeuge mieten, was uns pro Fahrzeug 150 Euro kostet. Die restlichen circa 16 Sammelfahrzeuge werden von Tübinger Handwerkern kostenlos zur Verfügung gestellt.“ Erlös der Aktion in diesem Jahr: 25.712,66 Euro bei einem Kostenanteil von etwas über acht Prozent. Da stimmt der RoI.

Der CVJM ist beileibe nicht der einzige Verein, der das so organisiert. Offenbar finden es die Deutschen gut, mit dem Weggeben des Weihnachtsbaumes noch etwas Gutes zu tun. Feuerwehrverbände, Lions-Clubs und auch andere Kinder- und Jugendorganisationen treffen sich regelmäßig zur ersten ehrenamtlichen Aktion des Jahres im Januar und machen das auch. Beim CVJM in Tübingen fließen die erlösten Spenden zu 50 Prozent an den EJW Weltdienst für ein Schul- und Flüchtlingsprojekt im Sudan. Die andere Hälfte verwendet der Verein für die vielfältigen Aufgaben in seiner Jugendarbeit.

Pressearbeit und Social Media

Doch wie funktioniert das eigentlich wirklich? Zuerst braucht es einen Aufruf an die Bevölkerung. Meist läuft das über die Presse. Der Lions Club „New Century“ in Dresden setzt zusätzlich auf Facebook-Werbung, die lokal begrenzt ausgespielt werden kann. Bei 25 Millionen Weihnachtbäumen in deutschen Wohnzimmern braucht man auch nicht all zu sehr selektieren. Die Lions haben sogar eine extra Website für das Thema aufgesetzt, wo man eine Abholung buchen und spenden kann. 3.800 Euro kamen dieses Jahr so zusammen. Der Erlös kommt dem Zoo Dresden und den Dresdner MediClowns zugute. Diese Abholung ist insofern speziell, weil in Dresden Weihnachtsbäume in vielen städtischen Sammelpunkten quasi vor der Haustür abgegeben werden können. Eine Abholung gegen Spende ist also ein Statement. Oder vielleicht liegt es daran, dass der Baum den Elefanten, Ziegen und Goldtakin im Zoo als Futterspende dient.

Sicherheit beachten

Neuralgischer Punkt der Aktion ist die Geldspende. Gerade erst gab es deswegen Ärger. Tannenbaum-Spender hatten nämlich in Schrobenhausen in Bayern das Geld einfach an den Bäumen in Umschlägen befestigt. Bekanntlich macht Gelegenheit Diebe. Und so verschwanden etliche Umschläge. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) als Träger der Aktion hatte an einem Januar-Wochenende 330 Christbäume im Schrobenhausener Land eingesammelt. Nach Bekanntwerden des Spendendiebstahls sprang die örtliche Sparkasse ein und spendete 500 Euro. So schaffte sie es so sogar in die Presse.

Beim CVJM in Tübingen gibt es so ein System schon lange nicht mehr. Dort melden die Weihnachtsbaum-Spender ihren Baum online oder telefonisch bis am Tag der Sammlung an. „Sie spenden vorab per PayPal oder bar bei der Abholung des Baumes, wir klingeln dazu an den Türen mit Spendendosen. Ist jemand nicht zu Hause, werfen wir einen Überweisungsträger und weitere Infos in den Briefkasten“, erläutert Cyrill Schwarz das bewährte System. Diebstahl ist so ausgeschlossen und die Spenderinnen und Spender können so auch weiter informiert werden. Die Aktion zieht sich auch bis in den Februar, weil auch im Nachhinein noch einige Spenden eingehen. Besonders wenn die Presse über die Aktion und das Ergebnis berichtet.

Die Höhe der Spende ist beim CVJM freiwillig. Als Spendenbeispiel werden aber auch nur drei Euro genannt. In diesem Jahr lag die Durchschnittsspende bei etwa sechs Euro pro Baum. Die Dresdner Lions machen eine Ansage und nehmen keinen Baum unter zehn Euro mit. Damit ist es rein steuerrechtlich eigentlich keine Spende mehr. Das Ergebnis ist trotzdem positiv: 230 Bäume stehen 3.600 Euro gegenüber.

Bildquellen

  • Weichnachtsbaumaktion: CVJM Tübingen

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