Das Spenden-Halali beginnt

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat der Deutsche Spendenrat die Spendenzahlen der ersten neun Monate des Jahres 2024 vorgestellt. Eine zentrale Erkenntnis: Der Markt bleibt stabil. Aber wenn das Vorjahresergebnis erreicht werden soll, müssen noch mehr als zwei Milliarden Euro bis Jahresende gespendet werden.

Der Zwischenstand lässt hoffen. Nach der Prognose des Deutschen Spendenrats und des Meinungsforschungsinstituts YouGov steigt die Gesamtspendensumme gegenüber dem Vorjahr leicht um zwei Prozent. Der Markt bleibt also stabil. Voraussetzung ist aber, dass bis zum Weihnachtsende noch kräftig gespendet wird. Mehr als zwei Milliarden Euro sind dafür noch nötig. In den ersten neun Monaten des Jahres spendeten Privatpersonen insgesamt 3,2 Milliarden Euro, was eine leichte Erholung des Spendenmarktes bedeutet.

„Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bleiben die Deutschen ihrer Spendenbereitschaft treu, was eine beeindruckende Solidarität und ein hohes Maß an Gemeinsinn verdeutlicht,“ erklärt Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Spendenrates e. V. Der Deutsche Spendenrat erwartet, dass dieser Trend auch in den letzten Wochen des Jahres anhält.

Jüngere gewinnen an Bedeutung

Interessant ist ein Blick in die Altersgruppen. Hier wird deutlich, dass die Gruppe der 30-39-Jährigen mit einem Durchschnittswert von 310 Euro Spenden im Jahr selbst die bisher spendenfreudigste Spendengruppe der über 70-Jährigen im Durchschnitt überflügelt hat. Die Reichweite in der Zielgruppe ist zwar stabil, aber immer noch unterdurchschnittlich. Ulrich Pohl empfahl auf der Pressekonferenz daher auf Nachfrage, die ältere Gruppe nicht aus den Augen zu lassen, eben weil sie immer noch für den Löwenanteil der Spenden verantwortlich sind. Darunter befinden sich immer noch viele, die nicht online Spenden oder sogar offline sind. Im Gegensatz zur jüngeren Zielgruppen. Die Spenden über Onlinekanäle würden aus seiner Erfahrung zehn Prozent nicht überschreiten. Besonders stark ist der Rückgang der Spendenbereitschaft in der Altersklasse 60-69, also jene Bevölkerungsgruppe, die gern als zukünftige Spenderbasis genannt wird. Hier fielen die Spendeneinnahmen um satte elf Prozent geringer aus. Dagegen legte die Gruppe der 30-39-Jährigen um 24 Prozent zu. Allerdings spenden in der Gruppe auch deutlich weniger Menschen.

„Der wachsende Beitrag jüngerer Generationen zum Spendenmarkt ist ein äußerst positives Zeichen und unterstreicht den Wertewandel hin zu mehr sozialem Engagement. Es ist jedoch wichtig, diese Dynamik weiter zu fördern und gezielt anzusprechen,“ betont Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates e. V.

Not- und Katastrophenhilfe unter Druck

Schlechter sieht es für die Internationale Hilfe aus. Da für das Jahr 2024 in Deutschland keine größeren Katastrophen verzeichnet werden mussten, ist die Spendenbereitschaft hier entsprechend deutlich gesunken. Nimmt man die angekündigten Haushaltskürzungen zusätzlich in den Blick, steuern diese Organisationen damit auf eine missliche Lage zu. Dagegen konnten Kirchen ein sehr deutliches Plus von zehn Prozentpunkten oder 152 Millionen Euro verzeichnen, was den fallenden Trend der vergangenen Jahre eindeutig stoppt. Man darf gespannt sein, ob sich das im letzten Quartal mit den großen christlichen Spendenaufrufen so fortsetzt.

Einen deutlichen Dämpfer hinnehmen mussten bisher auch der Tierschutz und der Bereich Umwelt- und Naturschutz. Dagegen konnten Kultur und Denkmalschutz deutliche Steigerungen verzeichnen. Spenden für Kinder und Jugend und soziale Themen bleiben stabil oder waren leicht im Plus.

Spendenbereites NRW

Auch ein Vergleich der Bundesländer liegt wieder vor. Dabei schneidet NRW besonders stark ab und kann deutlich zulegen, zum Vor-Corona-Niveau sogar um 42 Prozent. Während der Coronazeit erreichten die Spendenzahlen neue Rekorde, auch weil weniger Geld für Konsum, insbesondere Reisen und Gastronomie ausgegeben werden konnten. Auch Bayern verzeichnet leichte Gewinne zum Vorjahr. Baden-Württemberg zeigt etwas weniger starke Zahlen, die Bundesländer im Osten bleiben eher stabil.

Weniger Menschen spenden mehr

Das im Vergleich zum Vorjahr bisher wieder 800.000 Menschen weniger gespendet haben, zählt zu den alarmierenden Zahlen der Studie, die nun von Yougov verantwortet wird. Sie hatte von der GfK das Consumer-Panel, zu dem auch das Spender-Panel gehört, übernommen. Die Durchschnittsspende stieg demzufolge zum Vorjahr um einen Euro auf 38 Euro pro Spendenakt. Auch das lässt YouGov-Managerin Bianca Corcoran-Schliemann hoffen, dass die fünf Milliarden Euro wieder geknackt werden können. Allerdings spendete nur noch jeder fünfte Deutsche bisher. Man darf gespannt sein, wie das Gesamtjahresergebnis dann 2025 ausfällt und ob es die Spendenorganisationen schaffen, ihrer Klientel vor Weihnachten noch die ein oder andere Spende zu entlocken und Menschen anzusprechen, die bisher noch nicht gespendet haben.

Bildquellen

  • Jagdhorn: pxhere.com

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