Creator*innen-Fundraising: So nutzen Sie das Potenzial

Content Creator*innen sind längst nicht mehr nur Entertainer*innen in den sozialen Medien – sie sind zu bedeutenden Akteur*innen im Fundraising geworden. Wie man dieses Potenzial des Creator*innen-Fundraisings für die eigene Organisation nutzt, steht in diesem Gastbeitrag.

Von Ceylan Isik und Daniela Antons

Vom Charity-Podcast „Fest & Flauschig“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz mit insgesamt über 5,3 Millionen Euro Spenden für 24 Organisationen bis zur Spendenaktion der Parodistin Conny from the Block, die innerhalb weniger Tage mehr als 90.000 Euro für Erdbebenopfer sammelte: Im Creator*innen-Fundraising steckt enorme Mobilisierungskraft. Auch aus der Gamer*innen-Welt gibt es beeindruckende Beispiele: Deutschlands größter Charity Stream Friendly Fire geht mit zehn Millionen Euro Spenden in neun Jahren voran – und Gamer Staiy hat erst kürzlich 42.000 Euro für einen Opferhilfefonds für Betroffene rechter Gewalt gesammelt.

Aber wie kann ich Spendenaktionen von Content Creator*innen zu einer zusätzlichen Säule des Fundraisings aufbauen? Wie spreche ich sie an? Basierend auf dem Wissen der betterplace Expertin für Creator*innen-Fundraising Ceylan Isik, Interviews mit Vereinen und Tipps von Streamer*innen wie Lena Laaser von Friendly Fire, hat Senior Campaignerin Daniela Antons ein umfassendes 1×1 des Creator*innen-Fundraisings geschrieben. Das sind die wichtigsten Punkte:

Was sind Content Creator*innen?

Content Creator*innen sind Personen, die in sozialen Medien wie Instagram, YouTube, TikTok oder Twitch gezielt Inhalte verbreiten, sich eine größere Reichweite aufgebaut haben und damit teilweise Einkommen generieren. Das können sehr verschiedene Personen sein: Von Livestyle Influencer*innen über Gamer*innen, Prominente wie Musiker*innen oder Comedians bis hin zu Aktivist*innen.

Was machen Content Creator*innen, um so große Summen an Spenden zu sammeln?

Content Creator*innen starten eine Spendenaktion, zum Beispiel auf betterplace.org, kreieren also eine eigene Spendenseite, über die sie für eine Organisation Spenden sammeln. Dabei unterscheiden wir zwei Formate:

Format 1: Charity Streams

Charity Streams sind Live-Streams auf Plattformen wie YouTube oder Twitch, die Content Creator*innen organisieren. Dabei aktivieren Content Creator*innen ihre bestehende Community und rufen zu Spenden auf: mit emotionalem Storytelling, mit Informationen und häufig mit Humor.

Authentische Ansprache, ein interaktives Live-Erlebnis und Entertainment sind hier die Schlüssel zum Fundraising-Erfolg. Dank der „betterplace Charity Streaming Tools“ wird das Live-Spendensammeln mit Alerts, Abstimmungen und Spendenkommentaren zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis.

Format 2: Spendenkampagne

Spendenaktionen von Content Creator*innen, die keinen Charity-Stream machen, funktionieren eher wie eine Spendenkampagne. Der*die Creator*in teilt auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook über einen bestimmten Zeitraum Content, mit dem er*sie die Community zum Spenden aufruft.

Der Satiriker und Autor Sebastian Hotz – besser bekannt als „El Hotzo“ – sammelt zum Beispiel jedes Jahr mit seinem „Adspendskalender” sehr erfolgreich Spenden für Seenotrettungsorganisationen – 2023 kamen mehr als 300.000 Euro zusammen!

Wie finde ich die passenden Content Creator*innen?

Leute, die zur eigenen Organisation passen, sollte man sich trauen, auch anzusprechen und zu begeistern! Das betont Lena Laaser von Friendly Fire: „Es gibt so viele Creator*innen, die bestimmte Leidenschaftsthemen haben, und die bei diesem Thema gerne helfen wollen – teilweise wissen sie gar nicht, was sie mit ihrer Reichweite erreichen können. Sie unterschätzen selbst die Macht der Community. Es ist richtig schön, wenn man auf die Leute zugeht und dann zusammen etwas organisiert und erreicht.“

Passende Content Creator*innen finden

  1. Sprich zunächst sind diejenigen Personen an, die die Organisation sowieso schon als Spender*innen unterstützen oder auf Social Media folgen
  2. Persönliche Beziehungen sind sehr nützlich: Haben Aktive im Verein oder unter den Hauptamtlichen Kontakte zu Content Creator*innen? Sind sie selbst in der Gaming-Szene aktiv?
  3. Der nächste Schritt ist die Recherche nach Streamer*innen oder Content Creator*innen mit größerer Reichweite oder inhaltlichem oder regionalem Bezug zu den Themen der Organisation. Das sollte passen. Plattformen wie streamscharts.com und twitchtracker.com können hierbei hilfreich sein.

Wichtig ist es herauszufinden, was diese Personen machen. Ein Blick auf das Instagram-Profil, deren TikTok-Seite oder auf den ein oder anderen Stream ist hilfreich. Denn die Anfrage sollte genau auf die Personen zugeschnitten sein und sie jeweils persönlich ansprechen. Und auch diese Frage ist zu prüfen: Passen die Creator*innen ethisch zur Organisation?

Wie baut man Kontakt auf?

Die Kontaktaufnahme über verschiedene Kanäle möglich, etwa Social Media, E-Mail, Discord oder über das Management des*der Content Creator*in. Gut ist dabei ein konkreter Anlass: Dringende Spendenbedarfe oder größere Projekte spornen an. Streamer*innen sind motiviert, wenn sie eine konkrete und sichtbare Wirkung mit ihrer Spendenaktion haben. Themen, die aktuell in den Medien sind, steigern zudem die Aktualität des Contents der Creator*innen – für diese ein interessanter Nebeneffekt.

Ideen für Content oder Streaming-Formate vorzuschlagen und zu zeigen, was die Organisation beitragen kann, zum Beispiel Geschichten aus der Projektarbeit, schafft eine gute Basis für die Zusammenarbeit.

Viele Gamer*innen und Streamer*innen kennen Charity Streams mittlerweile. Auch Plattformen wie betterplace.org sind deshalb ein Begriff. Viele wissen auch wie sie eine Spendenaktion aufsetzen und die Charity Streamingtools einfach nutzen können. Für alle, die da noch neu sind, gibt es noch mehr Infos und einen Blogartikel mit allen Tools.

Wie überzeugt man Content Creator*innen im ersten Gespräch?

Wichtig ist zunächst, zu begeistern und zu motivieren. Hilfreich ist es, zu beschreiben, welche Ziele die Organisation hat und welche Wirkung durch eine Zusammenarbeit persönlich und mit der Community der Creator*innen erzielt werden kann. Man darf durchaus leidenschaftlich sein und die Dringlichkeit rüberbringen. Weiterhin sollte man offen für die Ideen der Creator*innen sein, denn sie kennen ihre Community am besten. Stefan Theuer von Kinderhilfe e.V. betont: „Es ist wichtig, Creator*innen in ihrer eigenen Art agieren zu lassen, um neue Zielgruppen zu erreichen.“

Noch mehr Informationen zum Beispiel für die Bindung und wie man die Content Creator*innen bei der Umsetzung der Spendenaktionen unterstützt, stehen im Artikel Komplettes 1×1 des Creator*innen-Fundraising. Wir wünschen viel Erfolg!

Ceylan Isik ist Lead Creator Relations bei betterplace.org und begleitet Influencer*innen dabei, Spenden mit ihren Communities zu sammeln und gemeinnützige Organisationen zu unterstützen.

Daniela Antons ist Senior Campaignerin bei betterplace.me. Sie unterstützt Kampagnenstarter*innen dabei, mit starken Crowdfunding-Kampagnen in individuellen Notsituationen und für den sozialen Zweck Geld zu sammeln. Als Expertin an der Schnittstelle von Fundraising und politischem Campaigning begleitet sie freiberuflich zudem feministische, queere und antirassistische Organisationen bei der Strategie- und Kampagnenentwicklung.

Bildquellen

  • Praxis-el_hotzo_klein: PR
  • Ceylan Isik: privat
  • Daniela Antons: Sina Diehl Fotografie
  • Gegensätze: Gerd Altmann/pixabay

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